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hr-iNFO Kultur: Trends und Hintergründe

Das Magazin über Trends und Hintergründe aus der Kulturszene von hr-iNFO.

Zu Hause an den Bildschirmen - von Pan Tau bis GNTM

Eine festgelegte „Kinderstunde“ am Nachmittag, Zigaretten und Alkohol in Fernseh-Gesprächsrunden, Sendepausen und Sendeschluss, Testbild, Ansagerinnen und Familien-Fernsehabende am Samstag - das alles ist Vergangenheit. Und trotzdem verankert im Gedächtnis einer ganzen Gesellschaft. Der Berliner Schriftsteller und Autor Jochen Schmidt ist seit den 70er Jahren als Zuschauer dabei. Bis 1989 auf der östlichen Seite der Mauer. Und er hat darüber geschrieben. Seine gesammelten Kolumnen sind jetzt als Buch erschienen, unter dem Titel „Zu Hause an den Bildschirmen - Schmidt sieht fern“. Mit Erfahrungen, Erinnerungen und Erkenntnissen, die viele von uns teilen. Dagmar Fulle spricht mit ihm über rund 50 Jahre Fernsehgeschichte - über Westfernsehen im Osten, Werbeträume, Wacheschieben am Gerät und die seltsame Faszination von Koch- und Castingshows.

Into the Space Age! - Visionen und Design in Darmstadt

Hinein ins Weltraum-Zeitalter! Diesen Sprung verspricht die neue Ausstellung im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. Es geht um Design-Ideen und um filmische Visionen, die inspiriert waren von der Entfesselung der Atomkraft und der Eroberung des Weltraums. Was in den 1950er und -60er Jahren Begeisterung auslöste, erscheint heute eher fragwürdig. Geblieben aber sind fantastisch spacige Design-Objekte aus einer Zeit, in der die Zukunft noch völlig unkritisch mit technologischem Fortschritt verbunden wurde. Ein spannender Blick zurück in die Zukunftsvisionen von vorgestern - Christoph Scheffer spricht darüber mit dem Kurator Wolfgang Glüber.

Himmel hilf! – von Aberglauben und magischem Denken

Nach einer repräsentativen Umfrage von 2021 sagen 30 Prozent der Deutschen von sich, sie seien abergläubisch. Auch in unserer so modernen und aufgeklärten Gesellschaft. Und das sind nur die, die sich offen dazu bekennen. Astrologie boomt ebenso wie Esoterikmessen und Wünschelrutengänger, und zwischen Corona-Pandemie, Krieg und Klimawandel suchen viele nach Erklärung und Erlösung in magischem Denken und nach Halt in übernatürlichen Kräften. Warum? Was macht das mit uns? Wie beeinflusst es unser Zusammenleben, bis in die Politik hinein? Dagmar Fulle spricht darüber mit dem Historiker und Autor Tillmann Bendikowski. Er sucht in seinem neuen Buch "Himmel hilf!" nach Antworten zwischen Mittelalter und Gegenwart und lässt dabei auch die christliche Kirche nicht aus.

Von Gräbern, Pflanzenkunst und Wortgefechten

Wir schauen auf eine der größten archäologischen Grabungen in Hessen, außerdem geht es um Wortschlachten moderner Poeten und um drei ungewöhnliche Frauen, die von Pflanzen fasziniert waren.

"Talent Monument" - Hintergründe zum Tag des offenen Denkmals

„Talent Monument“ - das ist das Motto für den Tag des offenen Denkmals am 10. September 2023. Was die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die den Tag koordiniert, damit sagen will: Monumente, also Baudenkmäler, haben viele Talente - sie erzählen Geschichte und Geschichten, sie regen an zum Staunen und Nachdenken, sie prägen unsere gebaute Umwelt nachhaltig. Rund 5000 Baudenkmäler bundesweit und rund 300 in ganz Hessen sind am Sonntag zu besichtigen. Vom umgebauten Hallenbad in Kassel bis zum Schloss in Nidda, vom modernen Bungalow in Hofgeismar bis zum Fachwerkhaus in Alsfeld. Wir nehmen den Tag zum Anlass, hintergründig auf das Thema zu schauen - unter anderem im Gespräch mit Markus Harzenetter, dem Präsidenten des Hessischen Landesamts für Denkmalpflege. Es geht um Wohnen im Denkmal, um Politik und Denkmalschutz und um die Frage: Was ist überhaupt ein Denkmal?

Schwarz. Prekär. Fett. – Drei starke Stimmen jenseits des Mainstreams

Diese drei neuen Bücher bieten wichtige Perspektiven jenseits der - immer noch vorwiegend männlich-weiß geprägten - gesellschaftlichen Mehrheit. Natasha A. Kellys aktuelles Buch „Schwarz. Deutsch. Weiblich.“ räumt mit zahlreichen Vorurteilen des weißen Feminismus auf und nimmt uns mit in die Schwarze deutsche Geschichte und Gegenwart. Elena Fischers Debütroman „Paradise Garden“ über eine 14-Jährige, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter im Plattenbau lebt und sich nach ihrem Tod auf die Suche nach der eigenen Herkunft in Ungarn macht, hat es aus dem Stand auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Jana Crämer möchte mit ihren persönlichen Geschichten über ihr Übergewicht, ihre Multiple Sklerose und Partnerlosigkeit anderen Menschen vermitteln, dass es keine Rolle spielen darf, wenn man der angeblichen Norm nicht entspricht.

Drucken wie zu Gutenbergs Zeiten: der Letterpress-Trend

Der Buchdruck gilt als eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Und Jahrhunderte lang hat man wie Gutenberg mit Bleilettern Wörter, Sätze und Druckseiten zusammengepuzzelt. Davon sind wir längst weg: Mit Offset-und Digitaldruck werden heute Bücher, Zeitungen und Flyer gedruckt. Aber es gibt auch eine Gegen-Bewegung: Letterpress. Und die Anhänger wollen bewusst wieder mit Bleilettern und manuellen Druckerpressen hantieren.

Clubs, Kunst und Feuerwerk · Kulturorte in Frankfurt

Am letzten Augustwochenende feiern die Frankfurter Museen wieder ihr großes Museumsuferfest am Main. Die Kultur der Stadt reicht von solch spektakulären Großveranstaltungen bis hin zu kleinen Off-Spaces der freien Szene. Doch einige Betreiber und Kulturtätige beklagen die Schwierigkeit, neben der etablierten Kultur in Frankfurt noch Orte und Förderung für kleine unabhängige Vorhaben zu finden und zu erhalten. Diese Kultursendung stellt Schlaglichter der verschiedenen Kulturorte und -angebote in Frankfurt vor. Vom Museumsuferfest über den saasfee* Pavillon bis zur Initiative „Clubs are Culture“ von Clubs wie dem Tanzhaus West.

Filmstadt Kassel – Literaturstadt Frankfurt

Filme bringen uns zum Lachen, Weinen, Nachdenken und Mitfiebern. Vor über hundert Jahren genauso wie heute. Die Orte, an denen sie entstehen, sind so vielfältig wie die Filme selbst. Beispiel Kassel: Von der Nachkriegszeit bis heute war und ist die Stadt immer wieder Drehort für Dramen, Komödien und Krimis. Obendrein hatte sie eine große Kinolandschaft mit langer Geschichte. All das zeigt eine Ausstellung, die zur Kasseler Museumsnacht Anfang September zu Ende geht. Dagmar Fulle ist unterwegs auf den Spuren der Filmstadt Kassel - zusammen mit Gästeführerin Claudia Panetta-Möller. Und so wie sie die Film- und Kino-Orte der Stadt Kassel kennt, kennen Isabella Caldart und Anette John die literarischen Orte der Stadt Frankfurt und ihrer Umgebung. Wir sprechen über Naheliegendes und Skurriles aus dem frisch erschienenen Buch „101 literarische Orte in Frankfurt und Rhein-Main“.

Hidden Statement – verborgene Kunstpositionen aus Afghanistan

Zwei Jahre ist es inzwischen her, dass die militant islamistischen Taliban nach dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan innerhalb nur weniger Wochen das gesamte Land erobert haben. Die Situation der Menschen, vor allem die der Frauen und Mädchen im Land hat sich seither dramatisch verschlechtert. Sie hungern, dürfen ab der 6. Klasse keine Schule mehr besuchen, können sich nicht mehr frei bewegen oder äußern. Das gilt in besonderer Weise auch und gerade für die Künstlerinnen und Künstler im Land, die seit der Machtübernahme nicht mehr arbeiten können. So haben die Taliban zum Beispiel die bildliche Darstellung von Menschen strikt verboten. - Wer sich dem Verbot widersetzt, bringt sich in Lebensgefahr. Wir stellen Ihnen in dieser Sendung Menschen in Hessen vor, die sich allen Widerständen zum Trotz trauen, dem etwas - nämlich Kunst - entgegenzusetzen. Unter ihnen der Video- und Fotokünstlers Rahraw Omarzad, die Politikwissenschaftlerin und Künstlerin Sara Nabil, der Filmemacher und Künstler Yama Rahimi sowie Elke Gruhn, die künstlerische Direktorin des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden.

"Mameleben oder das gestohlene Glück" - Roman von Michel Bergmann

Jeder von uns hat irgendeine Beziehung zur eigenen Mutter. Bei dem Schriftsteller Michel Bergmann ist das eine Besondere. Denn seine Mutter ist eine Überlebende der Shoa. In seinem Buch „Mame - oder das gestohlene Glück“ beschreibt er die strenge Erziehung seiner Mutter und ihre Vorwürfe ihm gegenüber. "Diese #Schuld#, selbst unverdient überlebt zu haben, während die anderen (die Besseren) sterben mussten, hat sich tief ins kollektive jüdische Bewusstsein gefräst. Tradiert dadurch wurde ein unausgesprochener Vorwurf an die angeblich undankbare neue Kindergeneration... Manchmal kam es mir vor, als hätte sie mich nur geboren, um jemanden zu haben, dem sie Vorwürfe machen kann." Wir sprechen in der Sendung hr-Info Kultur über dieses sehr persönliche Buch des Drehbuchautors und Schriftstellers Michel Bergmann.

Lee Miller: Die Frau in Hitlers Badewanne

Die US-Amerikanerin Lee Miller war Model und Muse, Partnerin von Man Ray und enge Freundin von Pablo Picasso. Ihre Berufung fand sie als Fotografin, Kriegsreporterin und leidenschaftliche Reisende. Ihre für die amerikanische „Vogue“ verfassten Reportagen über das Nazi-Regime in Deutschland gingen um die Welt. Nachdem sie Zeugin der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau geworden war, fotografierte ihr Kollege David Sherman Lee Miller im April 1945 in der Badewanne der Münchner Wohnung Adolf Hitlers. Das Foto wurde weltbekannt - und war für die italienische Journalistin und Autorin Serena Dandini Anlass für ihr neues Buch „Die Frau in Hitlers Badewanne“, in dem sie das Leben von Lee Miller in Romanform erzählt.

Dagmar Fulle spricht mit Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums in Hamburg, das Lee Millers Bilder derzeit ausstellt, und folgt mit ihr den Spuren einer der vielleicht außergewöhnlichsten Frauen des 20. Jahrhunderts.

"Was die Welt zu sagen hat" - Dichten mit Safiye Can

„Für mich bedeutet ein Gedicht alles“, sagt die Dichterin Safiye Can. „Wenn man aus mir die Lyrik rausnimmt, was bliebe da übrig?“ 1977 als Kind tscherkessischer Eltern in Offenbach geboren, studierte sie Philosophie, Psychoanalyse und Rechtswissenschaften in Frankfurt. Sie schreibt Lyrik, Prosa, Hörspiele und übersetzt aus dem Türkischen. Und sie gibt ihre Lust am Schreiben weiter an Jugendliche. Seit fast 20 Jahren macht Safiye Can Schreibwerkstätten an Schulen - unter anderem an der Paul-Hindemith-Schule, einer Gesamtschule im Frankfurter Stadtteil Gallus. Dabei ist jetzt zum zweiten Mal ein Buch entstanden mit Gedichten und Prosatexten von zehn Schülerinnen und Schülern - unter dem Titel „Was die Welt zu sagen hat“. Christoph Scheffer spricht darüber mit der Schülerin Asma Ahmadi und mit Safiye Can.

Wer schreibt, der ... bleibt?

Ein Tagebuch führen, Kurzgeschichten schreiben, Lyrik mit und ohne Reim, einen Roman, ein Sachbuch oder die eigene Lebensgeschichte – Schreiben gehört nach repräsentativen Umfragen für 37 Prozent aller Deutschen zu den Dingen, mit denen sie sich im Alltag beschäftigen.

Aber wer seine Freizeit mit Buchstaben und Wörtern füllen will, muss nicht gleich zur Schriftstellerin oder zum Schriftsteller werden. Es gibt jede Menge andere Möglichkeiten. Allein zu Hause oder in einer Schreibgruppe, mit Stift und Papier oder mit Laptop oder PC. Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen bietet sich eine wahre Flut von Seminaren und Workshops zum Thema Schreiben, von preisgünstigen Volkshochschulkursen bis zu hochpreisigen Studiengängen bei privaten Anbietern oder persönlichem Eins-zu-eins-Coaching. Dazu eine ebensolche Flut von Schreibratgebern aller Art.

Woher kommt der Schreib-Boom? Warum schreiben so viele Menschen, auch und gerade im digitalen Zeitalter? Und: Kann wirklich jede und jeder schreiben? Oder es lernen? Wie viel ist Handwerk, wie viel Talent?

Eine Hochschule gestaltet die Stadt: Offenbach und die Hochschule für Gestaltung

Wer an einer Hochschule Design studiert, produziert in Seminaren und bei Hausarbeiten unzählige Entwürfe, die nie eine Chance haben, realisiert zu werden. Ganz anders ist es an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Hier haben Studierende gerade vier faszinierende Entwürfe für einen Sportpark vorgelegt, der unter einer Autobahnbrücke am Main tatsächlich Wirklichkeit werden könnte. Auch an Konzepten für die Verkehrswende wird gearbeitet - unter anderem an einer Seilbahn über den Main. Wie bringt die Hochschule für Gestaltung mit diesen und anderen Projekten die Stadt Offenbach voran? Und wie profitieren Stadt und Hochschule wechselseitig voneinander?

Archäologie: Die Römer sind unter uns!

Die Römer sind unter uns – zumindest ihre Überreste. Einige dieser römischen Überreste hat gerade eine Grabung in Hessen ans Tageslicht gebracht, genauer gesagt im Frankfurter Stadtteil Heddernheim. Dort haben Archäologen zwei Jahre lang enorm viele Überbleibsel der römischen Besatzer gefunden: Brunnen, Latrinen, Töpferöfen und vor allem unglaublich viele Ton-Scherben. Was verraten solche Funde über die Römer in Hessen? Waren sie mehr als nur Besatzer?

Kinder, macht Neues! Die Wagner-Festspiele in Bayreuth

Vorhang auf! Nicht nur die Reichen und Schönen, auch Musikenthusiasten treffen sich jetzt wieder auf dem "Grünen Hügel" in Bayreuth. Dort, wo einst Richard Wagner ein Festspielhaus hat errichten lassen, das ausschließlich einem Zweck dienen sollte: seine eigenen, monumentalen Opern aufzuführen. Das Haus und seine Festspiele umweht seither eine Aura aus Tradition, Mythen und Exklusivität. Aber die Zeiten ändern sich, auch in Bayreuth! Wir sprechen mit jungen Menschen, die bei den Wagner-Festpielen in diesem Jahr ihre eigenen Akzente setzen: als Dramaturgin bzw. als Digitalcoach für immersive Technologien. Außerdem erzählt uns Bayreuth-Kenner und Radiomusikjournalist Bernhard Neuhoff, was für ihn die Faszination der Festpiele ausmacht und was er von all den Erneuerungsbemühungen hält.

Barbie und ich – Faszination einer Puppe

In diesen Tagen färbt sich die Kinowelt rosa, lila und pink. „Barbie“ kommt in die Kinos - zum ersten Mal als echter Spielfilm mit echten Schauspielerinnen und Schauspielern vor der Kamera. Der Spielzeuggigant und Barbiehersteller Mattell hat den Film zusammen mit Warner Brothers produziert. Und trotzdem ist dabei ein beinahe satirischer Film entstanden, der den Barbie-Mythos selbstironisch in Frage stellt. Am Ende erscheint Barbie sogar als Feministin. Wie Regisseurin Greta Gerwig das gelungen ist, wollen wir hier nicht komplett verraten, aber zumindest andeuten. Und Christoph Scheffer spricht mit einem leidenschaftlichen Sammler über die Faszination Barbie und über Ken als dekoratives Accessoire.

Kunstvereine – von der revolutionären Idee bis zur innovativen Kunstvermittlung

Sie sind eine deutsche Erfindung, waren ursprünglich quasi eine revolutionäre Bürgerinitiative und seit über 200 Jahren verstehen sie sich als Vermittler zwischen zeitgenössischer Kunst und Publikum: Kulturvereine. Und die schauen wir uns mal genauer an.

Kunst im öffentlichen Raum – Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf

2023 feiert der Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf 25 jähriges Jubiläum. Ausgestellt werden Installationen, Objekte und Werke namhafter und weniger bekannter Künstlerinnen und Künstler. E. R. Nele gehört dazu ebenso wie der Konzeptkünstler Ottmar Hörl oder die Installationskünstlerin Elvira Chevalier. Viele der ausgestellten Werke bleiben nach der Ausstellung als Leihgaben in der Stadt. Mörfelden hat somit eine der höchsten Dichte an Skulpturen im öffentlichen Raum, was auch eines der Anliegen der Organisatoren des Skulpturenparks ist.

POSTmodern – Frankfurt und die Architektur der Achtziger

Die Achtziger: Ästhetisch war das ein fragwürdiges Jahrzehnt. Kreischbunte Farben, Dauerwelle und Vokuhila… Immerhin die Popmusik dieser Zeit begleitet uns bis heute. Und was ist mit der Architektur? Verspielt bis albern, poppig bunt und voller Zitate, so begegnet uns die Architektur der Postmoderne. Manche sehen in ihr eine reaktionäre Abkehr von der Moderne, andere eine wohltuende Überwindung von Rationalität und Kälte. Was vor 40 Jahren kontrovers debattiert wurde, erscheint heute oft nur noch skurril. Auf jeden Fall sind die Achtzigerjahre jetzt auch ein Fall für den Denkmalschutz. In Frankfurt, wo es eine Vielzahl von postmodernen Gebäuden gibt, werden diese gerade systematisch erfasst und gegebenenfalls unter Schutz gestellt.

No Limit: Die Neunziger – das Jahrzehnt der Freiheit

Die neunziger Jahre bringen das Ende des Kalten Krieges und die deutsche Wiedervereinigung. Aber auch Krieg am Golf und im zerfallenden Jugoslawien. Nelson Mandela wird Präsident in Südafrika, Gerhard Schröder deutscher Bundeskanzler, Wladimir Putin russischer Präsident. Die Musik heißt Techno, Grunge und HipHop. Tätowierungen werden gesellschaftsfähig, Minirock und Latzhose erleben ein Comeback. Ende der Neunziger hat immerhin schon fast die Hälfte der deutschen Haushalte einen PC und rund ein Drittel ein Mobiltelefon. Der Journalist und Autor Jens Balzer beleuchtet die Gesellschafts- und Kulturgeschichte dieses Jahrzehnts in seinem neuen Buch "No Limit". Wir sprechen mit ihm über Hoffnungen und Wirklichkeit, Selbstinszenierung und die neue Vernetzung der Welt.

Autorin Jenifer Becker: Maschinenprosa und ihre Grenzen

Eine Glückwunschkarte, ein Kuchenrezept oder ein Schulaufsatz - das sind Texte, die wir inzwischen auch von Künstlicher Intelligenz schreiben lassen können. Seit wenigen Monaten erst ist die Software ChatGPT allgemein zugänglich. Und schon stellt sie vieles in Frage, was wir beim Schreiben von Texten bisher für selbstverständlich hielten: Ausdruck und korrekte Information, Kreativität und Stil. Die Künstliche Intelligenz orientiert sich eher an der Wahrscheinlichkeit von bestimmten Wortfolgen. Was bedeutet das für die Literatur? Wird auch hier Künstliche Intelligenz die Rolle von Autorinnen und Autoren übernehmen? Oder ist KI für kreativ Schreibende vielleicht auch ein willkommenes Hilfsmittel? Darüber spricht Christoph Scheffer mit der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Jenifer Becker, die sich wissenschaftlich und praktisch mit dem Thema beschäftigt. Im August erscheint ihr Debutroman "Zeiten der Langeweile" bei Hanser.

Jugendkultur zum Kleben: Der BRAVO-Starschnitt

Von Brigitte Bardot über Elvis, die Beatles, The Sweet, ABBA und Nena bis zu den New Kids On The Block, Britney Spears und Tokio Hotel - der BRAVO-Starschnitt war über Generationen hinweg ein Muss für jedes Teenagerzimmer. Vorausgesetzt, die Eltern hatten die lebensgroßen Fanbekenntnisse nicht verboten. Die Opelvillen in Rüsselsheim zeigen jetzt eine Ausstellung rund um die Starschnitte. Nicht nur ein nostalgisches Vergnügen und eine Erinnerung an Teenagerträume, sondern auch eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte Jugendkultur und sich verändernde Männer- und Frauenbilder. Wir sprechen mit Kuratorin Beate Kemfert über Teenagerzimmer als Ort der Revolte, die seltsame Kleidung von Mick Jagger, die Fransen von Winnetous Hemd und die Frage, wer überhaupt "starschnitt-würdig" war.

Masken, Stäbchen, Regenbogen: Corona im Museum

Es ist schon über drei Jahre her, da krempelte das Corona-Virus unser tägliches Leben um. Für die einen wurde die Pandemie zur massiven Bedrohung für Gesundheit und Leben, für die anderen zur nie dagewesenen Einschränkung persönlicher Freiheiten. Wieder andere arbeiteten bis zur Erschöpfung und mit hohem persönlichem Risiko, um Leben zu retten und wirksame Gegenmittel zu entwickeln. Wie werden wir uns an Corona erinnern? Das fragten sich schon damals Kuratorinnen am Historischen Museum in Frankfurt und forderten die Stadtgesellschaft auf, Objekte, Bilder und Dokumente zu sammeln - für künftige Ausstellungen zum Thema Corona. Jetzt sind die Exponate zum ersten Mal in einer Pop-Up-Ausstellung zu sehen. Wir stellen sie vor in hr-iNFO Kultur.

Stille Helden. Wer war Fritz Kittel?

Fritz Kittel, ein einfacher Reichsbahner aus dem Kreis Hersfeld-Rotenburg, hat in der NS-Zeit eine jüdische Frau und deren Tochter versteckt und ihnen damit wohl das Leben gerettet. Seine Geschichte erzählt jetzt eine Ausstellung im Bergbau-Museum Heringen. "Wer war Fritz Kittel?" Und: wer waren die Anderen, die wie er halfen, Menschen vor der Verhaftung durch die Nationalsozialisten zu schützen? Was hat sie angetrieben? Was haben sie wirklich riskiert? Warum gab es damals nicht viel mehr von ihnen? Und vor allem: was können wir für uns daraus lernen? Ein Gespräch mit der Historikerin Beate Kosmala mit verschiedenen Fallbeispielen.

Spatz & Engel – Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft

Das Theaterstück "Spatz und Engel" bei den Burgfestspielen Bad Vilbel erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen der französischen Chansonette Edith Piaf und der deutschen Diva Marlene Dietrich. Zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können. Und die sich gerade deswegen voneinander angezogen fühlten. Eine innige Frauenfreundschaft, die in den vierziger Jahren in New York ihren Anfang nimmt.

Arzt, Maurer, Lehrer: Der Streit um das generische Maskulinum

In Deutschland tobt der Streit ums Gendern. Wie sollen Frauen und nicht-binäre Menschen in der Sprache sichtbar gemacht werden? Es gibt verschiedene - mehr oder minder elegante - Lösungen. Ein wesentliches Argument derer, die eine gendergerechte Sprache verwenden, ist, dass es immer wieder heißt, Frauen seien bei Begriffen wie, Arzt, Maurer, Minister oder Lehrer vielleicht "mitgemeint", mit diesem sogenannten „generischen Maskulinum“ aber verbänden die meisten Menschen nur Männer. Es sei eine sprachliche Gewohnheit des Patriarchats, historisch noch recht jung, nur dazu entwickelt und gedacht, Frauen unsichtbar bleiben zu lassen und männliche Macht zu zementieren.

"Lebewohl, Martha!" – Ingke Brodersen und die jüdischen Bewohner ihres Hauses

Die Historikerin und Verlegerin Ingke Brodersen zog Anfang der 1990er Jahre in ein Haus in Berlin Schöneberg. Erst später erfuhr sie von den früheren jüdischen Bewohnern und begann, deren Geschichte zu recherchieren. Brodersen hat darüber ein beeindruckendes Buch geschrieben, das zeigt, wieviel verdrängte Geschichte in unserer Umgebung zu entdecken ist, und das zugleich den Blick für die Gegenwart schärft ("Lebewohl, Martha", kanon verlag). Christoph Scheffer hat mit Ingke Brodersen gesprochen.

Das Licht im Rücken – die Geschichte von Leitz und Leica

1914 fotografiert der Feinmechaniker Oskar Barnack in Wetzlar eine Straßenszene, mit einer kleinen kompakten Handkamera, die er selbst entwickelt hat. Zehn Jahre später wird sie als Leica einen Siegeszug rund um die Welt antreten. Die Schriftstellerin Sandra Lüpkes erzählt die Geschichte der Familie Leitz - und damit auch die Geschichte der Leica - bis zum Sommer 1945 in ihrem neuen Roman „Das Licht im Rücken“.

Barrierefreiheit – eine Sache der Kultur!

Chancengleichheit, Inklusion und Barrierefreiheit sind uns offenbar wichtig. Diese Begriffe stehen nicht nur im Gesetz, sondern oft auch bei der Planung von Ausstellungen, Inszenierungen oder Festivals. Soweit die Theorie. Aber wie barrierefrei und inklusiv sind kulturelle Angebote wirklich? Können Menschen mit Behinderung tatsächlich problemlos Kultur genießen? Fragen, denen wir in dieser Sendung nachgehen.

Die Besten der Besten – Bundeswettbewerb der Chöre mit 5 hessischen Vertretern

Nur die allerbesten Laienchöre treten beim Bundeswettbewerb der Chöre Anfang Juni in Hannover auf. Von Hessen sind es gleich 5 Chöre: Cantamus Gießen, LaCappella 2.0, Ensemble Sonamento, P!tch Please! -Jugendchor Elz. und VOCALIVE. In der Sendung hr-Info Kultur stellen wir LaCapella 2.0 aus Burgholzhausen bei Friedrichsdorf vor, Ein Chor, das es seit 2004 gibt. Veronika Bauer, die Chorleiterin von Lacapella 2.0. steht für uns Rede und Antwort und erzählt, wie erfolgreiche Chor-Arbeit aussieht und wie sich LaCapella 2.0 auf den Bundeswettbewerb vorbereitet hat.

Mehr als Busen und Bananenröckchen: Josephine Baker

Josephine Baker kam als Neunzehnjährige im Herbst 1925 von New York nach Paris und begeisterte das Publikum als „exotische Tänzerin“, wie es damals hieß. Später war sie auch Sängerin und Schauspielerin - und eine Kämpferin für Freiheit und gegen Rassismus. Sie wurde Teil der Résistance und marschierte mit Martin Luther King nach Washington. Sie nutzte die Bühne für ihre Botschaft, dass Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung ein universales Menschenrecht sind, unabhängig von Hautfarbe, Religion, Nationalität, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Zusammen mit der Kuratorin einer Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle tauchen wir ein in das Leben einer ganz und gar ungewöhnlichen Frau und ihren Weg aus einem Armenviertel in St. Louis zum Weltstar und zur französischen Nationalheldin.

NDR | 30 min | wöchentlich
Eine Produktion des Hessischen Rundfunks

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