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Erklär mir Pop mit Udo Dahmen

Podcast

Erklär mir Pop

Ob Beatles, Fugees oder Rolling Stones, ob Tina Turner, Cindy Lauper oder Rio Reiser – Udo Dahmen kennt sie alle. Der künstlerische Direktor der Popakademie Mannheim erzählt die Stories hinter den großen Songs der Popgeschichte.

"The Stranger" von Billy Joel

Erst vor ein paar Monaten hat der 75-jährige "Piano Man" Billy Joel seine legendäre Konzertreihe im New Yorker Madison Square Garden abgeschlossen. Nach 150 Konzerte in 10 Jahren und 1,5 Millionen verkauften Tickets. Heute gehört er zu den ganz großen Musikern, doch seine Karriere kam erst langsam in Fahrt: jahrelang hat er sich als mittelmäßiger Barpianist durchs Leben geschlagen und sozusagen aus dem letzten Loch gepfiffen - was aber auch seine Rettung war: sein markantes Pfeifen in "The Stranger" war für Billy Joel der Befreiungsschlag. Mit dem Song gelang ihm im Jahr 1977 der Durchbruch.

"Won‘t forget these days" – Fury in the Slaughterhouse

Spätestens seit der Fußball WM 2006 kennen viele Menschen diesen Titel. Er eignet sich perfekt zur Hymne für besondere Ereignisse. Die Band "Fury in the Slaughterhouse" hatte ihre große Zeit Anfang der 90er Jahre, als die Neue Deutsche Welle zu Ende ging. Die Musiker aus Hannover landeten mit diesem Ohrwurm auf ihrem zweiten Album ihren größten Hit.

Ganz in der Tradition des Indiepop aus Großbritannien und USA wurden sie im Ausland oft gar nicht als deutsche Band wahrgenommen. Vielmehr feierte man sie in Kanada als Nachfolger von U2. Mit "Won‘t forget these days" bekennen sie sich zu ihren Anfängen und zu dem Weg, den sie eingeschlagen haben. Die "Furys", wie sie sich selbst nennen, gehen zwar seit 2008 getrennte Wege, haben aber immerhin danach noch zwei Alben produziert.

"One" von der Rockband Three Dog Night

Der auffällige Bandname Three Dog Night geht vermutlich auf einen Brauch der Aborigines in Australien zurück, sich in kalten Nächten an drei Hunden zu wärmen. 1967 hatte sich die Band zusammen gefunden und zeigte von Anbeginn eine Besonderheit – unter den sieben Gründungsmitgliedern befanden sich drei Leadsänger: Danny Hutton, Cory Wells und Chuck Negron.

Untypisch auch, dass die Band sich nicht mit Eigenkompositionen, sondern mit Interpretationen bedeutender Kompositionen einen Namen machte. So auch im Song "One" von Harry Nilsson. Gesungen von Chuck Negron stammt "One" aus dem Jahr 1968 und ist vom gleichnamigen Debütalbum, das die Top 20 der Albumcharts in den USA erreichte.

Auch wenn die Band bis zum heutigen Tag existiert (nach ihrer Auflösung in den 1970er-Jahren kam sie in den 80er-Jahren wieder zusammen), so hat sie zahlreiche Umbesetzungen erfahren. Von den Gründungsmitgliedern ist heute nur noch der Sänger Danny Hutton mit dabei.

"Walk this way" von Run DMC und Aerosmith

Im Original stammt der Song von der Rockgruppe Aerosmith. Die Coverversion von Run DMC von 1986 markiert die Geburt des Crossovers und bringt die als unvereinbar geltenden Genres Hip Hop und Hardrock erfolgreich zusammen.

"Hideaway" von David Sanborn

Er hat wie kaum ein anderer den Saxophon-Sound geprägt: der US-amerikanische Musiker und mehrfache Grammy-Gewinner David Sanborn, der 2024 im Alter von 78 Jahren gestorben ist. Sein unverkennbarer Sound findet sich nicht nur auf seinen eigenen, sondern auch auf Alben weltbekannter Künstlerinnen und Künstler wieder: Aretha Franklin, Sting, The Eagles, James Brown, George Benson, David Bowie oder Elton John - die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Am Beispiel des Songs "Hideaway" vom Livealbum "Straight to the Heart" erklärt Popmusikexperte Udo Dahmen was den markanten Sound des Altsaxophonisten David Sanborn ausmacht. Ein Sound, der seit den 1970ern aus der Popmusik, dem Smooth Jazz oder dem Blues nicht mehr wegzudenken ist und dem das Instrument seine bis heute große Popularität verdankt.

"Let‘s start a band” – Amy McDonald

Am 1.1. 2007 wurde dieser Song veröffentlicht auf dem Debutalbum der Sängerin "This is the Life". Damit stürmte Amy McDonald an die Spitze der US Charts und verkaufte weltweit über 3 Mio Platten. Die starke Bühnenpräsenz ist neben der kraftvollen Gesangsstimme ihr größtes Kapital. Sie kann auch auf riesigen Bühnen einen engen Kontakt zum Publikum herstellen, sagt Popexperte Udo Dahmen. Und wenn sie Gleichgesinnte trifft irgendwo, dann möchte sie am liebsten gemeinsam Musik machen. So heißt es im Text von "Let‘ s start a band".

"Ready for it" – Taylor Swift

Sie ist ein Megastar am Pop-Himmel: mehr als 200 Millionen verkaufte Tonträger, auf den Streamingdiensten ist sie die meistgeklickte Sängerin und sie hat mehr Nummer-eins-Alben als jede andere Künstlerin der vergangenen Jahrzehnte. Der Hype um die Mitte 30jährige US-amerikanische Musikerin Taylor Swift ist beispiellos. Ihre Fans, die Swifties, lassen sich Konzerte und Merchandising einiges kosten, was der Medienforscher Dan Fleetwood auf folgenden Nenner bringt: "Wenn Taylor Swift eine Volkswirtschaft wäre, wäre sie größer als 50 Länder."

Der "Baum" als Metapher fürs eigene Leben: Mine

Die gebürtige Stuttgarterin Jasmin Stocker, alias Mine, hat an der Mannheimer Popakademie studiert und ist seit mehr als 10 Jahren eine sehr erfolgreiche Songwriterin, Sängerin und Musikproduzentin. Ihre Musik, deutschsprachiger Folk mit Hip Hop-, Jazz-, und elektronischen Elementen, besticht immer wieder durch interessante Texte und Melodien. Ihr jüngstes Studioalbum trägt den schlichten Titel "Baum", landete gleich in den Albumcharts und kommt alles andere als schlicht daher. Sowohl durch den mit Drum-Loops und orchestralem Sound raffiniert arrangierten Song "Baum" als auch durch den sehr persönlichen, emotionalen Text von Mine, in dem der Baum eine Metapher für ihr eigenes Leben ist.

Intensiv: Kate Bush mit "Wuthering Heights"

Kate Bush veröffentlichte den Song am 20. Januar 1978 auf ihrem ersten Album "The Kick Inside". Der Text basiert auf dem gleichnamigen Buch Emily Brontés, "Wuthering Heights" ("Sturmhöhe" ). Bereits mit diesem frühen Werk manifestiert Kate Bush ihre enorme musikalische Experimentierfreudigkeit.

Erst im zweiten Anlauf ein Hit – The Sound of Silence

Die spannende Geschichte eines Welterfolgs, interpretiert 1965 von Paul Simon und Art Garfunkel. Ein Jahr zuvor war der Titel in einer anderen, schlankeren Version gefloppt. Was der Produzent bei der zweiten Aufnahme verändert hat, warum der Song so viele Menschen fesselt und was die Qualität des Duos Simon & Garfunkel auch heute noch ausmacht, erklärt Popexperte Udo Dahmen.

"Being Boiled” von Human League

Starke elektronische Klänge und die markante Stimme von Philip Oakley charakterisieren den Song "Being Boiled" (Album Travelogue, 1980) von Human League. Komponiert wurde er von Martyn Ware und Ian Craig Marsh.

"IG POP (Boys & Girls)" von David Julian Kirchner

In dem Song "IG Pop" schlüpft David Julian Kirchner in die Rolle des Arbeitnehmers und Gewerkschaftsführers Georg Renfranz. Er legt mit diesem Titel vom gleichnamigen Album (erschienen im Oktober 2022) eine kabarettistische und absurde Aufarbeitung der derzeitigen Popszene aus Sicht des Prekariats vor. David Julian Kirchner ist gebürtiger Mainzer, Absolvent der Popakademie in Mannheim, wo er heute auch lebt. Er ist nicht nur Sänger und Gitarrist, sondern auch Konzeptkünstler. Im Song, aber vor allem im dazugehörigen Video, karikiert er die Gepflogenheiten der Popindustrie.

"Orte an denen wir waren" von der österreichischen Rockband Wanda

Der Song wurde am 30. September 2022 auf dem 5. Album "Wanda" veröffentlicht - nur wenige Tage nachdem der Keyboarder der Band, Christian Hummer, verstorben war. "Was bleibt von uns, wenn wir gehen" heißt es gleich zu Beginn im Text - "Orte an denen wir waren" handelt vom Tod und spricht vom Weiterexistieren der Welt und von den Erinnerungen, die bleiben - auch nach unserem Weggang. Die 2012 gegründete Rockband Wanda aus Wien war seit dem Erscheinen ihres ersten Albums (2014) im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich. Im Dezember 2015 wurde sie von den Lesern des deutschen Rolling Stone zur Band des Jahres gewählt.

"If Paradise Is Half As Nice" von der Band Amen Corner mit Andy Fairweather-Low

1966 in Cardiff gegründet, löste sich die britische Band Amen Corner bereits 1969 wieder auf. In der kurzen Zeit ihres Bestehens landeten die Musiker nur wenige große Hits, darunter "If Paradise Is Half As Nice" - ursprünglich komponiert von dem italienischen Musiker Lucio Battisti, aber erfolgreich gecovert von Amen Corner. Nach dem Ende der Band startete der Sänger und Gitarrist Andy Fairweather-Low, der mit seiner hellen Stimme den charakteristischen Sound von Amen Corner geprägt hatte, eine beachtliche Solo-Karriere. Heute ist er unter anderem regelmäßiges Mitglied der Live-Band von Eric Clapton.

"Views" von Noga Erez

Für den Popexperten Udo Dahmen gehört die 34jährige israelische Künstlerin Noga Erez zu den aktuell spannenden und hervorragenden Rapperinnen, die aus bekannten Stilmitteln ihren ganz eigenen Sound kreiert. Mit ihrem Debütalbum "Off the radar" von 2017 stellte sich Noga Erez, die in Jerusalem Jazz und Komposition studiert hat, mit experimentell-elektronischen Popsongs vor.

Alle älteren Folgen von Erklär mir Pop sind hier in der Audiothek zu finden.

Credits

SWR | seit 2013 | immer samstags
Moderation: Prof. Udo Dahmen
Eine Produktion von SWR2, Südwestrundfunk

Logo SWR (Bild: SWR)
Mumford & Sons-Konzert: Sänger Marcus Mumford auf dem Haldern Pop Festival 2010

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