Sie ist in einem 450-Seelen-Dorf groß geworden, in einem alleinstehenden Haus - die ganze Großfamilie wohnte in Reichweite: Sowas erdet. Und macht auch ein bisschen bescheiden. Wenn Salomé Leclerc, inzwischen gern gesehen auf allen Festivals und Bühnen der Frankophonie, ihre Idole jetzt hinter den Kulissen einer Fernsehshow trifft, oder im Backstage, traut sie sich kaum, die anzusprechen. Mit ihrem "batteur" José Major ist sie auf Europatournee - und kommt zum ihrem ersten und einzigen Deutschlandkonzert in die saarländische Hauptstadt. RVC konnte mir ihr eine Woche vorher sprechen.
Wenn jemand wie Francoise Hardy ihre Karriere im Jahr 2022 begonnen hätte, wäre das vielleicht gelaufen, wie bei Emma Peters: über Youtube und Hundertausende Klicks. Schon mal gleich dieser Kontrast in nur einem Lied: Eine total zerbrechliche Stimme und „je mets le feu“ – ich zünde alles an! Emma Peters mag Hiphop, Edith Piaf, Elvis Presley. Woher man das weiß: Ganz einfach: Aus dem Netz. Sie hat schon vor der Coronazeit in ihrem Wohnzimmer akustische Versionen aufgenommen, mit Gitarre und mal mit ihrer Schwester, von Rappern wie PNL oder Damso, Klassiker von Henri Salvador oder Christophe oder eben dem Spatz von Paris. Oder was aus Amerika oder England. Resultat: 100 Millionen und mehr Clicks in den Streamingdiensten. Im März 2022 dann das Debütalbum „Dimanche“. Und vielleicht hätte die Hardy heute auch so angefangen.
Der Beginn der Bühnenkarriere von Marjolaine Piémont reicht weit zurück: Schon als Kind stand die Frau aus dem Elsass als Ballettratte auf der Bühne der "Opéra du Rhin" in Strasbourg. Tanzen ist also grundsätzlich ihr eingebaut, dazu die Stimme ausgebildet - und nach langen Jahren mit Coversongs und einem Bühnenweg, der sie inzwischen nach Paris geführt hatte, auch das Selbstvertrauen, eigene Texte und Songs entstehen zu lassen und zu interpretieren. Marjolain Piémont gehört zu den Powerfrauen im heutigen Textchanson, die der weiblichen Hälfte der Welt Stimme, Geschichten, Dasein gibt - und die Stück für Stück dafür sorgen, dass zumindest im Chanson mehr und mehr Gleichberechtigung herrscht.
Natürlich gibt es so unendlich viele Liebeslieder, dass eine 90-Minuten-Sendung nicht mal ansatzweise einen echten Überblick geben könnte. Und jede/r Chansonsänger:in hat natürlich welche im Repertoire, als ACI auch eigene. Deswegen ist der Titel auch nicht ganz ernst gemeint - aber eins kann zugesichert werden: Es geht um Liebe. Gelungene, weniger gelungene, tragische, lustige, Selbst- und Fremdliebe und vieles mehr. Und einige der Titel kamen auch ganz einfach aus den Antworten nach einem Aufruf im Netz.
Mit der Band "Salomé" war er früher ganz nah am Pariser Showbusiness, inzwischen ist er mehr bei sich: Der Metzer Popsongwriter Dom Colmé. Sein neues Album verbirgt tragische und gute Geschichten. Exklusiv im RendezVous Chanson erzählt er davon.
Geboren im Calvados, war er zur rechten Zeit am rechten Ort: In den 80er Jahren in Rennes, wo die Geschichte der französischen Pop maßgeblich umgeschrieben wurde. Dort traf er Etienne Daho (La Notte, Week-end à Rome) und freundete sich mit ihm an - bis heute halten die beiden engen Kontakt. Doch auch neben der Arbeit mit Frankreichs Popdandy Nummer eins hat sich Arnold Turboust immer weiter entwickelt - wirkt heute entspannt und meistert mit links das, was den "French Touch" so auszeichnet: eleganteste Arrangements und Produktion, Texte, die zwischen anrührend und Gainsbourg liegen, gefühlvolle Duos und leichte Ironie.
Mit Liedern wie "Le Zizi" oder "Ouvrez la cage aux oiseaux" hat er für kleine Skandale gesorgt - damals, in den 60ern und 70ern, und war danach auf die Rolle des Chansonkomikers festgelegt: Pierre Perret. Der Mann aus dem südfranzösischen Castelsarrasin ist aber viel mehr als das - meint Chansonexperte und Radiomann Alain Poulanges. In seinem neuen Buch "Die Tür zur Freiheit" weist er das kenntnisreich nach - und analysiert auch gleich eine ganze Menge der 500 Chansons von Perret.
"WAS FÜR EIN SCHÖNER ABEND!" //Ausverkauftes Studio 1, viel saarländische Prominenz (die am Tag noch beim Festakt im Saarbrücker Schloss offiziell gefeiert hatte), der Generalkonsul der Republik Frankreichs und Künstlers, die sich erst einen Tag vorher kennenlernten und schon gemeinsam musizierten - das Konzert zum Elyséevertragsjubiläum war ein kleines Ereignis.
Celtic-Pop-Queen Gwennyn startet ihre diesjährige Deutschlandtournee im Saarland: und zwar im langsam zur Folklocation werdenden Saal Niederländer im Mandelbachtal. Ihr Konzert am 19. Januar ist zwar ausverkauft, aber sie erzählt uns davon, von ihrem Feennamen und ihren Anfängen mit Alan Stivell - auch für alle, die im Rest von Deutschland zuhören.
Fast nichts, was sie noch nicht gemacht hat: Singen gelernt hat sie in einer sozialen Einrichtung am Atlantik, über Bordeaux und eine Pariser Piano Bar kam sie zu ihrem ersten Album - und inzwischen hat sie mit fast jeder Größe des Chansons gesungen und sogar mit Quincy Jones produziert: ZAZ (Isabelle Geoffroy mit richtigem Namen) schließt mit ihrem aktuellen Album "Isabelle" nahtlos an an das, was sie schon in "Je veux" propagiert hat: Eine ganz eigenständige Person sein zu wollen, die ihren ganz eigenen Weg geht, ohne sich um Konventionen, Ruhm, Geld oder Vorgaben zu scheren. Bekannte und unbekannte Liederschreiber*innen helfen ihr dabei: von Ben Mazué über Volo bis hin zu Julie Prouha.
Kaum vorzustellen - auch 1963 gab es unglaublich viele Widerstände gegen die Aussöhnung der ehemaligen Erzfeinde Deutschland und Frankreich. Doch zwei Männer (und ihre Entourage), die den Krieg erlebt hatten, wussten, dass nur das sich Austauschen, das Beziehungen aufbauen, das sich immer wieder treffen Vorurteile abbaut, die Vergangenheit bewältigen kann und Zukunft ermöglichen. Kein Wunder, dass in der Grenzregion zwischen Lothringen, Luxemburg und dem Saarland dieser Gedanke 60 Jahre später zum Beispiel zum einzigen Treffen zwischen Liedgut und Chansonpoesie geführt hat. Schöne Ausschnitte aus diesen Treffen in dieser Episode des "RendezVous Chanson".
Regelmäßig präsentiert das Saarländische Staatstheater in "Showcase"-Konzerten: Berühmtheiten, vom Staatsorchester begleitet. Katharine Mehrling ist eine gute Bekannte - und ihr Piaf-Programm das vielleicht beste in Deutschland. Schwelgen ist erlaubt!
Es waren ein Zufall im "Hôpital" und das Internet, es entstand eines der beliebtesten Weihnachtsalben von Québec: "Des pas dans la neige" von Maryse Letarte, gegen "Rush, Trubel, Stress". Exklusiv im RendezVous Chanson erzählt sie davon.
Noch war er "nur" ein Folksänger, der, weil er zweisprachig war, oft Brassenssang in Berlin, mit seinen Kumpels Der Black oder Hannes Wader. Doch dann öffnete im das Pariser Chanson seine Pforten: aus Reinhard wurde Frédéric!
Serge Lama, einer der wichtigsten Chansontexter, aber auch Schauspieler und Musicalstar ("Napoléon"), hat sich zum 80. Geburtstag ein großartiges Geschenk gemacht: Ein ganzes Album - komplett auf die altmodische Art gebastelt - nur zum Thema "Liebe" - sogar seine eigene Frau hat er (erstmals auf Platte) zum Singen gebracht. Außerdem: Alexis HK, einer der Hauptprotagonisten des "neuen" Popchansons läutet mit der Hymne an die "Bobos", die Bourgeois Bohème, die "Latte-Macchiato-Linken" sein neues Album ein. Und: bezaubernd lebendig und mit soft reggea erfolgreich: Annie Lalalove. Und viele mehr...
Michel Bergers 75. Geburtstag am 28. November - aber auch sein dreißigter Todestag am 2. August: Gelegenheit für ein Special über diesen Mitbegründer des frankophonen Popsounds der 80. Jahre. Den er erschuf, weil er eben zeigen wollte, dass man den Sound aus London oder New York auch mit französischen Texten verbinden kann. Mit Starmania, später dann mit den Welthits "Elle elle a", "Babacar" oder "Débranche" mit France Gall schaffte er es - das Paar Berger-Gall ist auch mit den gemeinsamen Songs eine Ikone des französischen Pop. Und wer könnte besser davon erzählen als Francois Alquier - Buchautor, Radiomann, Unterhaltungsjournalist und Interviewer. Für seine "Chroniques de Mandor" hat er alle befragt, die in den letzten 15 Jahren wichtig waren im Chanson, im Pop, im Rock - von den ganz Großen bis hin zu den Entdeckungen. Exklusiv erzählt er im RendezVous Chanson von dem, was die Songs von Michel Berger so ganz besonders machte.
Wann immer Jérémie Bossone auftritt, blühen die Superlative: Intensität, ungeheure Energie, Rockattitüde, Bühnenpräsenz hoch drei - nicht nur allein, sondern auch mit seinem Bruder Benjamin (wie beim Konzert im Rahmen des Songpoet:innentreffens 2022 in Saarbrücken am 17.7.2022). Und auch in größeren Konzepten - immer ist eine Begegnung mit Bossone eine, die man nicht vergisst: Kaum einer traut sich derzeit, so die Genres zu mischen, so zu überraschen, so kompromisslos sich zu zeigen: Hauptsache, eine Geschichte wird erzählt und nimmt das Publikum mit. Nicht umsonst hat er einen Hang zur Figur des Piraten. Im Interview erzählt er von all diesen Einflüssen und seinem Weg, ebendiesen eigenen Weg zu finden.
Da nach Jérémies Konzert noch etwas Platz ist: Jette Swart ist auch eine, die sich in keine Schublade drängen lässt (wäre auch schwierig bei den Ausmaßen ihres Akkordeons). In Frankreich machte sie als Yéti von sich reden (nach dem Verlassen der Niederlande), da klangen schon mal Damen wie Brigitte Fontaine oder Cathérine Ringer an. Jetzt hat es sie nach Amerika gezogen, wo sie als Jet Black Pearl knallharte produzierte Zirkusmusik macht - und wieder nicht in irgendeine Schublade passt. Dazu noch Musik u.a. von der neuen CD von Marcel Adam und dem Frauenduo Pur Sang.
Reggae-Musik als Vehikel für politische Forderungen: Das ist in den letzten Jahren – wenn nicht Jahrzehnten – ziemlich aus der Mode gekommen. Doch für einen Mann wie Tiken Jah Fakoly sind Mode und Zeitgeist keine Kriterien.
Er hat seinen Weg gewählt: Die sanft-poetischen Chansons von Guilam aus Montpellier verdienen Gehör. Das verdiente sich auch ein junger Deutscher, damals in Paris - unter dem Namen Frédéric Mey.
Schon im Vorfeld suchen sich die Songpoetinnen und -poeten jedes Jahr zu zwei Themen Chansons aus - die im engeren oder weiteren Sinn zu diesen Themen passen. Vor Ort finden sich dann oft Duos oder Trios zusammen, die diese Chanson interpretieren. Und bei "Guerre et Paix" ließen sich sowohl private Dramen als auch die große Weltlage anführen, als Grund für die Auswahl der Chansons. Das dürfen auch mal Klassiker oder sogar - Überraschung - ganz spezielle Versionen von berühmten Schlagern sein.
Das sind wirklich Geschichten, die das Leben schreibt. Geneviève Morissette, die gerade im Café de la Danse ihr neues Album vorgestellt hat – und überhaupt ihren Karriere-Neustart, sie konnte im Pariser Olympia beim Konzert von Lynda Lemay beeindrucken. Natürlich wird hier nicht erzählt, was genau geschah, aber es hat mit ihrem Lied für den Urvater der französischen TV-Unterhaltung zu tun: Michel Drucker.
Alles kommt vor im "Allesfresser" Chanson - aber dass natürlich das Leben und die Lebensfreude einen ganz besonderen Stellenwert haben, das darf nicht erstaunen. Muss ja nicht immer alles "Blues" sein, schon gar nicht im Herbst. Deswegen heute die ganze Vielfalt des frankophonen Liedguts mit einer Hymne auf das Leben.
Die Kritiken sind eindeutig – und wer sie auf der Bühne gesehen hat, der ist verzaubert: Alyssa Wenz stürmt gerade mit musikalisch anspruchsvollem, klassisch poetischem Textchanson in die Chansonwelt – und das, nachdem sie mit zwei Romanen bewiesen hat, dass sie nicht nur schreiben kann, sondern auch wirklich spannend erzählen.
Zusammen mit ihrem Mentor, dem Gitarristen und Kulturjournalisten Bernard Léchot, der in der Schweiz lebt, war sie beim deutsch-französischen Songpoet*innentreffen im Juli 2022 in Saarbrücken: Jikaelle. Die junge, beeindruckend sichere Frau an der Gitarre, im ganz typischen folkfarbigen Outfit, besticht durch ihre anrührenden Lieder, die mit Humor, Schalk im Nacken oder reinem Gefühl dargebracht werden.
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