In England des 17. Jahrhunderts glaubte man, dass Hexen sich in Hasen verwandeln, um besonders schnell zu entkommen. Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammt die Vorstellung, dass das "schwarze, schwer verdauliche Fleisch des Hasen" Alpträume auslöst. Im Buddhismus gibt es eine Geschichte, bei der der Hase sich für andere opfert, indem er ins Feuer springt. Der Hase ist also eine Projektionsfläche. Auch deshalb, weil man nicht so viel über ihn weiß. Grund genug für die Literaturagenten zu Ostern mit Chloe Dalton zu sprechen, die ein preisgekröntes Buch darüber geschrieben hat, wie sie einen Feldhasen aufzog. Außerdem: ein Roman mit dem harmlos wirkenden Titel "Frühlingsnacht", in dem es spannend und abgründig zugeht und ein Sachbuch über das Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem der Sommer die Hauptrolle spielt.
Momente, in denen das Leben aus der Realität kippt, fängt Yasmina Reza in ihrem neuen Buch ein. Es entstand aus Beobachtungen, die Reza bei Strafprozessen gemacht hat – die schweren Verbrechen, die verhandelt wurden, erlauben einen Blick auf die "Rückseite des Lebens". Auf die alltägliche Seite des Krieges führt der neue Roman "Die Nulllinie" von Szczepan Twardoch, der auf den Erfahrungen basiert, die Twardoch an der Front in der Ukraine gemacht hat. Weitere (heitere) Themen der Sendung: Karaoke, Winterschwimmen und ein Buch, das sich zum Vorlesen unter Erwachsenen besonders eignet.
"Der große Gatsby" war – so der amerikanische Schriftsteller Jonathan Lethem – das einzige Buch, das ihn in der Schule wirklich interessiert hat. Das ist doch mal ein Kompliment! Am 10. April 1925, also vor 100 Jahren, wurde der Roman von F. Scott Fitzgerald veröffentlicht. Er gilt bis heute als Schlüsselwerk zum Verständnis der amerikanischen Mentalität und als vielschichtiges Portrait der Stadt New York. Zum Jubiläum erscheint eine umfassende Neuausgabe – über die sprechen die Literaturagenten mit deren Übersetzer Bernhard Robben. Und gleich im Anschluss mit Jonathan Lethem, der mit "Der Fall Brooklyn" einen faszinierenden New York Roman für die Gegenwart geschrieben hat. Dazu: eine Buchvorstellung unserer lesenden Autorin Mithu Sanyal, ein Wirkungstreffer von Maja Lunde und ein Rezension des neuen Romans von Hilmar Kluthe.
Ein neuer Besucherrekord, einen "Traum von Frühling" aus dem Gastland Norwegen, glückliche Preisträger aber auch Besorgnis über die politische Großwetterlage und die zukünftige Rolle der künstlichen Intelligenz: Die Leipziger Buchmesse bot in diesem Jahr längst nicht nur literarische Entdeckungen wie Kristine Bilkau, die mit ihrem Erstling "Die Halbinsel" den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 holte. Die Buchmesse selbst war zudem auch Schauplatz großer Debatten und spiegelte den Umbruch – auch was die Buchbranche selbst betrifft. Wir sprechen über unsere Eindrücke und Begegnungen und stellen einige der interessantesten Bücher des Frühjahrs vor.
"Atom" hat Stephen Kopetzky seinen neuen Roman über den Wettlauf der Supermächte um die Raketentechnik im zweiten Weltkrieg genannt. Wir sprechen mit Steffen Kopetzky über literarische Bezüge und erschreckende Parallelen ins Hier und Jetzt. Die Französin Colette Andris kam aus bestem Hause. Dass sie allerdings als erste Nackttänzerin berühmt und ihr stark autobiographisch eingefärbtes Buch "Die Frau, die trinkt" zum Bestseller werden würde, hatte sich die Familie wohl eher nicht träumen lassen. 100 Jahre nach seiner Veröffentlichung erscheint das Buch jetzt zum ersten Mal auf Deutsch. "Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen" hieß der Band, der Peter Bichsel 1964 weit über die Grenzen der Schweiz hinaus berühmt gemacht hat. Wir erinnern an den Schriftsteller, der 2025 im März mit fast 90 Jahren gestorben ist.
Die norwegische Bestsellerautorin Maja Lunde führt uns in ihrem neuen Roman "Für immer" vor, dass in der Literatur nichts unmöglich ist. Darin steht die Zeit still: die Menschen sind unsterblich. Doch was als Traum beginnt, wird bald zu einem bedrohlichen Szenario. "Unmöglich" scheinen auch die Begegnungen, von denen der Historiker Andreas Hoffmann erzählt. Sein Buch handelt von Menschen unterschiedlichster, oft konträrer Lebenseinstellungen, die miteinander ins Gespräch kamen. Im Gespräch in dieser Sendung außerdem: Volker Kutscher über "Die Allee", Florentine Anders Roman über die Familie ihres Großvaters, des DDR-Stararchitekten Hermann Henselmann. Und Anne-Dore Krohn, die den neuen Roman von Chimamanda Ngozi Adichie vorstellt: "Dream Count".
Als politische Autorin hat sich die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev nie bezeichnet, eher erzählen ihre Romane Universelles über die Liebe. Literaturagentin Anne-Dore Kron hat Zeruya Shalev getroffen und mit ihr über ihren Protest gegen Netanjahu, über Trauerreden und die Not im Schutzraum gesprochen. Und über ihre Unfähigkeit in diesen Zeiten weiter Romane zu schreiben. Ein weiterer Gast der Literaturagenten: Dmitrij Kapitelman ist in Kiew geboren, kam mit 8 Jahren mit seinen Eltern als sogenannter "Kontingentflüchtling" nach Deutschland und musste anlässlich des russischen Angriffs auf die Ukraine miterleben, wie seine Mutter der russischen Propaganda auf den Leim ging. Der Krieg sorgte für einen immer größer werdenden Riss in der eigenen Familie und zu dem Entschluss, nach Kiew zu reisen und sich selbst ein Bild zu machen. Seine grotesken, komischen und tief berührenden Erfahrungen sind in Kapitelmans Roman "Russische Spezialitäten" eingeflossen. Und: Schönheit ist bekanntlich relativ. Königin Elisabeth I. zum Beispiel rasierte und epilierte sich den Haaransatz, um eine hohe Stirn zu betonen, und sie trug Bleiweiß, um vornehm entrückt zu wirken. Und den Heroin-Schick gab es schon hundert Jahre vorher als Tuberkulose-Kranke als schön galten – woher wir das wissen? Aus Rabea Weihsers "Wie wir schön wurden: Eine Biografie des Gesichts".
Neue Filme als erstes sehen, das bietet die Berlinale. Von neuen Büchern als erstes hören, können Sie bei den Literaturagenten: Wie den Roman "Der Junge" von Fernando Aramburu, dessen Buch "Patria" als HBO-Serie adaptiert wurde. Bilder, von denen jeder Trickfilmer träumen würde, zeichnete Edward Gorey - die Literaturagenten stellen den "Großmeister des Kuriosen" vor. Und dazu einen Großmeister des Hasstextes: Rolf Dieter-Brinkmann, der einen ganz neuen Ton in die deutsche Literatur der 1970er-Jahre brachte. Zu seinem 50. Todestag erscheint die erste Biographie über ihn und eine erweiterte Neuausgabe seines legendären Gedichtbandes "Westwärts 1 & 2". Und Berlinale gibt es dann schließlich auch: Wir stellen das Programm "Books at Berlinale" vor.
Die Literaturagenten öffnen sich heute der Welt und üben sich in einer Kunst, die viele nicht mehr beherrschen - in der Kunst des Zuhörens. Außerdem geht es ab in die Zeitmaschine mit Jonas Lüscher und seinem Roman "Verzauberte Vorsehung", in dem er das Verhältnis von Mensch und Technik auslotet. Und in der Buchbehandlung suchen wir einen Roman, der nach einer Krise wieder Zuversicht und Humor ins Leben bringt.
Die Literaturagenten werfen einen schwarzhumorigen Blick in die Zukunft mit Timur Vermes neuem Buch "Briefe von morgen, die wir gern gestern schon gelesen hätten". Mit Ursula Krechels Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" reisen wir dann in die Vergangenheit und finden heraus, was die römische Kaiserin Agrippina mit den Frauen von heute zu tun hat. Und in der Buchbehandlung machen wir uns auf die Suche nach einem anspruchsvollen Liebesroman, der uns auf einer Seite zum Lachen und zum Heulen bringen kann.
Die Literaturagenten setzen die rosarote Brille auf und lassen sich von der Farbe Rosa verzaubern. Außerdem tauchen wir mit dem Roman "Only Margo" von Rufi Thorpe in die verborgene Welt der Erotikplattform Onlyfans ein, auf der eine alleinerziehende Mutter zum Internetstar wird. Und in der Buchbehandlung machen wir uns auf die Suche nach Geschichten, die keine Geschichtchen sind.
Die Literaturagenten träumen gemeinsam mit Julia Schoch den wilden Traum von einem Leben als Schriftstellerin und stellen die Frage: Ist es möglich zu schreiben und dennoch glücklich zu werden? Außerdem lernen wir zum 125. Geburtstag von Rainer Maria Rilke unbekannte Seiten des Dichters kennen. Und in der Buchbehandlung lassen wir uns einen Bären aufbinden.
Wie kommt das Lügen ins Leben? Gibt es Besen, mit denen sich das Böse vor die Türe kehren lässt? Mit der einen Hand nähen, mit der anderen Hand rauchen – geht das? Vertrackte Fragen, märchenhafte Details, drohendes Unglück – die Literaturagenten sprechen mit Monika Helfer über die Elemente, aus denen sie ihre Geschichten komponiert. Dazu: Ein Gespräch über den von der "Konferenz der Vögel" inspirierten Comic "Ahmadjan und der Wiedehopf" und die Vorstellung neuer Bücher von Tove Ditlevsen und Simone Buchholz.
Die Literaturagenten beginnen das neue Jahr trotz andauernder Meldungen über Krieg und Krisen mit radikaler Zuversicht. Mit Stefanie Jaksch machen wir uns auf die Suche nach dem Licht in dunklen Zeiten. Außerdem stellen wir einen durch und durch verschneiten Roman vor, der aber alles andere als ein liebliches Wintermärchen ist: "Unmöglicher Abschied" von Literaturnobelpreisträgerin Han Kang. Und in der Buchbehandlung lösen wir einen Kriminalfall, in dem grüne Haare den Täter überführen.
Im Jahresrückblick packen die Literaturagenten die schönsten literarischen Begegnungen und Interviews und die lustigsten und die bewegendsten Momente bei Lesungen aus. Mit dabei Salman Rushdie, Rachel Eliza Griffith, Hape Kerkeling, Barbara Kingsolver, Elif Shafak, Herbert Grönemeyer, Robert Stadlober, Richard Powers, Joachim Meyerhoff, Theresia Enzensberger und Rocko Schamoni.
Weihnachtszeit heißt: kaum Zeit zu lesen. Deshalb gibt es in den Literaturagenten heute u.a. Literatur in hohen Dosen: Bücher mit kurzen Texten, die es umso mehr in sich haben, wie die "Mikroromane" von Christoph Ransmayr, die unnachahmlichen Kurztexte von Lydia Davis und das "Winterbuch der Liebe" von Dora Kaprálová.
Alle älteren Folgen von Die Literaturagenten sind hier in der Audiothek zu finden.
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Moderation: Gesa Ufer, Thomas Böhm
Eine Produktion von radioeins, Rundfunk Berlin-Brandenburg