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MDR Kultur Gespräche

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MDR Kultur Gespräche

Spannende Themen, interessante Gäste – die MDR Kultur-Gespräche sind informativ und unterhaltsam, von provokanter These und streitbarer Meinung bis hin zu ganz persönlichen Momenten.

Werkstatt: Das war der Bauernkrieg

Im Jahr 1525 brennen Kirchen, Klöster und Burgen. Durch den Schwarzwald, das Allgäu, Oberschwaben, Franken bis nach Thüringen ziehen zehntausende bewaffnete Bauern, Handwerker, einfache Leute in den Kampf. Für bessere Lebensbedingungen und gegen Leibeigenschaft, Willkür und Ausbeutung durch Adel und Kirchenmacht.

Zu DDR-Zeiten kam dem Bauernkrieg und speziell dem charismatischen Bauernprediger Thomas Müntzer eine wichtige geschichtspolitische Rolle zu. Doch wie ist das heute 500 Jahre danach: Gehört der Bauernkrieg zu unserer Demokratiegeschichte? Besitzen die Forderungen der Bauern noch eine gewisse Aktualität? Und welche Antworten darauf gibt die große Landesausstellung "freiheyt 1525", die am 25. April in Mühlhausen eröffnet wurde. Darüber diskutieren die Direktorin der Mühlhäuser Museen, Susanne Kimmig-Völkner, die in Oxford lehrende Historikerin Lyndal Roper, der Mühlhäuser Stadtarchivar Helge Wittmann und der Dresdner Historiker Gerd Schwerhoff. Die Moderation hat MDR Redakteur Stefan Nölke.

200 Jahre Börsenverein – Zwischen den Zeilen

Mindestens zweimal im Jahr – nämlich immer dann, wenn Buchmesse ist, im Frühjahr in Leipzig und im Herbst in Frankfurt – tritt der "Börsenverein des deutschen Buchhandels" ins Licht der Öffentlichkeit. Zum Beispiel mit seinen Preisen, die er bei diesen Gelegenheiten vergibt. Darüber hinaus ist der Börsenverein zusammen mit der Deutschen Nationalbibliothek und den Städten Frankfurt am Main und Leipzig einer der Träger der Stiftung Buchkunst. Er hat 1912 zusammen mit der Stadt Leipzig und dem Königreich die Deutsche Bücherei zu Leipzig als einzigartiges Archiv deutschsprachigen Schrifttums begründet.

Der "Börsenverein des deutschen Buchhandels" selbst erblickte vor 200 Jahren, am 30. April 1825, in der Buch- und Messestadt das Licht der Welt. Dieses Jubiläum ist Anlass und Gelegenheit, auf Geschichte und Gegenwart des traditionsreichen Vereins zu blicken. Zum Beispiel mit der "Anderen Geschichte des Börsenvereins". Eine der Herausgeberinnen ist Stephanie Jacobs, die Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek zu Leipzig. Zusammen mit Christine Haug hat sie den Band "Zwischen Zeilen und Zeiten" im Göttinger Wallstein Verlag herausgegeben. Stephanie Jacobs ist im Gespräch mit Katrin Wenzel.

Jüdisches Leben in der DEFA

Themen wie die Darstellung jüdischen Lebens in Deutschland, die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung während der Zeit des Nationalsozialismus sowie der Holocaust standen nicht im Zentrum des Filmschaffens in der DDR. Dennoch produzierten Film und Fernsehen eine ganze Reihe von Spiel-, Dokumentar- und sogar Animationsfilmen, die sich mit den Themenfeldern auf verschiedenartige Weise auseinandersetzen. Die Filmhistorikerin Lisa Schoß untersucht mit ihrer Studie "Von verschiedenen Standpunkten", welche Bilder von Jüdinnen, Juden und jüdischer Erfahrung zu DDR-Zeiten entstanden sind. Diese Arbeit war Ausgangspunkt für ein Podiumsgespräch im Rahmen der diesjährigen Merseburger DEFA-Filmtage, die in ihrer 20. Ausgabe auch an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnerte. Podiumsgespräch mit Lisa Schoß (Filmhistorikerin), Michael Kann (Regisseur) und Wolfgang Schneiß (Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus bei Staatskanzlei und Ministerium für Kultur). Moderation: Thomas Bille.

MDR KULTUR Café mit Constanze Klaue

Die Regisseurin Constanze Klaue - Jahrgang 85 - hat jahrelang nach so einem Stoff gesucht und in dem Roman von Lukas Rietzschel sofort ihre eigene Kindheitsgeschichte gesehen. Der Film hatte im Februar bei der Berlinale Premiere. Erzählt wird eine Familiengeschichte in der Lausitz, die in Gewalt mündet. Für ihre Adaption hat sich Regisseurin Constanze Klaue auf die Atmosphäre des Romans eingelassen, zudem fließen ihre eigenen Erfahrungen ein. Sie wehrt sie sich gegen ostdeutsche Stereotype. Und erklärt, warum sie am Ende nur Schauspielerinnen und Schauspieler besetzt hat, die aus Osten stammen.

Nietzsche-Nachlass ist Weltdokumentenerbe

Obwohl Nietzsche vorgab, unzeitgemäß zu sein, ist sein Werk bezeichnend für seine Zeit und ihre kulturellen Umwälzungen. Aufgrund seiner relativen Vollständigkeit erlaubt Nietzsches Nachlass ungewöhnlich tiefe Einblicke in die Existenz eines Gelehrten des späten 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Vor allem aber ist sein Werk eine subtile Reflexion über die prägende Phase der modernen Kultur.

Indem Nietzsche über den Aufstieg der Industriekultur, der Naturwissenschaften und der wissenschaftlichen Technik sowie des Geschichtsbewusstseins nachdachte, beobachtete er auch den Verlust von Gewissheiten, den Rückgang der gemeinsamen religiösen Orientierungen und die Ungewissheiten der Zukunft. Befunde einer Gegenwart, die auch ins Heute führen.

Weimar zeigt die KZ-Oper "Die Passagierin"

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald veranstaltet das Deutsche Nationaltheater die Themenwoche "Ressource Erinnerung". Höhepunkt ist die Premiere der Auschwitz-Oper "Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg.

Jossi Wieler, Schweizer Regisseur mit jüdischen Wurzeln, inszeniert das Stück gemeinsam mit Sergio Morabito und Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock. Anlässlich der Premiere ist Stefan Petraschewsky im Gespräch mit Jossi Wieler über seine Arbeit in Weimar.

Mit Geschichte gegen Mythen in Thüringen: Jakob Schergaut

Am 11. April jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und Mittelbau-Dora. Die Gedenkfeier zum 80. Jahrestag fand am 6. April 2025 im Congress Centrum Weimarhalle statt und am Nachmittag gab es eine zweite Zeremonie auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers Buchenwald. Im Vorfeld solcher historischer Gedenk- und Erinnerungstage lassen sich in den vergangenen Jahren gezielte Häufungen von Geschichtsrevisionismus wahrnehmen. Am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde im August 2024 das Pilotprojekt "Geschichte statt Mythen" initiiert, welches sich mit Geschichtsrevisionismus in Thüringen und darüber hinaus im Internet, in digitalen Medien und Kommunikationsplattformen befasst.

Geleitet wird es von dem Jakob Schergaut. "Geschichte statt Mythen" setzt sich für klare Fakten ein. Ob aktuelle Politik, historische Umdeutungen oder konkrete Schauplätze – wissenschaftlich fundierte Analysen sollen helfen, Fakten von Fiktion zu trennen. Das Pilotprojekt unter Leitung des Sozialwissenschaftlers Jakob Schergaut erfährt inzwischen in der deutschen Forschungslandschaft anerkennende und interessebekundende Aufmerksamkeit.

Jakob Schergaut wurde 1990 in Halle geboren, in Saalfeld wuchs er ab dem siebten Lebensjahr auf. Nach dem Abitur leistete Jakob Schergaut den Zivildienst, studierte ab 2010 Gesundheits- und Sozialwesen an der Hochschule Nordhausen und von 2014 bis 2018 Sozialwissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit den Schwerpunkten Transformationsforschung und Rechtsextremismusforschung. 2016 absolvierte er ein Praktikum im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands in Wien. In den Jahren von 2018 bis 2024 war er Schulsozialarbeiter an einer Grundschule. Seit 2024 arbeitet Jakob Schergaut am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

MDR KULTUR Cafe Annett Gröschner

Hanna Krause, 6 Kinder, hat einen Blumenladen in Magdeburgs Kneipen- und Bordellviertel. Nach dem Krieg gibt’s das Viertel nicht mehr. Sie hat noch 5 Kinder und wird Kranfahrerin. In ihrem Roman "Schwebende Lasten" erzählt Annett Gröschner eine ostdeutsche Normalbiographie. Eine Geschichte von Schicksal und Alltag, Witz und wenig Worten. Annett Gröschner interessieren die Einzelheiten der Geschichte. "Wie die Frauen gerochen haben z.B. nach 8 Stunden Arbeit auf dem Kran, würzig, weiblich."

Casanova und das Ende des alten Europa

Bis heute ist der Name Giacomo Casanovas eng verbunden mit dem Bild des galanten Liebhabers. Vor 300 Jahren, am 2. April 1725, wurde der venezianische Schriftsteller und Abenteurer geboren. In seinen Memoiren "Geschichte meines Lebens" schilderte er freimütig seine zahlreichen Liebschaften und erlangte damit bis heute unerreichte Berühmtheit. Und es hält sich hartnäckig das Klischee, dass er seine letzte Lebensphase vereinsamt und isoliert als Bibliothekar auf Schloss Dux in Böhmen verbracht habe. Doch der Kritiker und Kulturwissenschaftler Lothar Müller zeichnet in seinem jüngsten Buch "Die Feuerschrift" ein völlig anderes Bild. Und er erzählt von einem gebildeten Intellektuellen und gut vernetzten Zeitgenossen – mitten in den Verhältnissen und Umbrüchen seiner Zeit. Der Kulturwissenschaftler Lothar Müller im Gespräch mit Katrin Wenzel

MDR KULTUR trifft Ruth-Maria Thomas

"Stolpertexte - Literatur gegen das Vergessen." erschien im vergangenen Jahr im Verlag Hentrich & Hentrich. Das Leo Baeck Institut in New York bewahrt in seinen Archiven zehntausende Familiensammlungen, Memoiren, Briefe und Tagebücher, die von der jahrhundertealten Kultur und Geschichte deutschsprachiger Jüdinnen und Juden berichten. Zum ersten Mal seit nahezu 70 Jahren setzten sich nun literarische Autorinnen und Autoren mit diesen Sammlungen auseinander, unter ihnen Ruth-Maria Thomas. Kurze "Stolpertexte" entstanden. MDR KULTUR macht diese hörbar. Der Podcast "Stolpertexte" ist in der ARD Audiothek zu finden und wurde auf der LitPop zur Leipziger Buchmesse vorgestellt. Ruth-Maria Thomas, 1993 in Cottbus geboren und aufgewachsen, war als Sozialarbeiterin in der Jugendhilfe tätig. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und ist Mitgründerin des erotischen Literaturmagazins "Hot Topic!". Mit ihrer Performance "warm/ sauber/ satt" wurde sie 2022 Finalistin des 30. Open Mike des Hauses für Poesie in Berlin. 2003 erschien bei SUKULTUR Berlin "wie ich frau" und die Kurzgeschichte "Glitzer" in DAS GRAMM. Der Debütroman "Die schönste Version" wurde 2024 im Rowohlt Verlag veröffentlicht und stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises im August 2024.

Die Belletristik-Nominierten der Leipziger Buchmesse 2025

Für den Preis der Leipziger Buchmesse sind in diesem Jahr fünf Romane nominiert: • "Halbinsel" (Luchterhand) von Kristine Bilkau • "Ein Haufen Dollarscheine" (Maro) von Esther Dischereit • "Wackelkontakt" (Hanser) von Wolf Haas • "Air" (Kiepenheuer & Witsch) von Christian Kracht • "Kommando Ajax" (Aufbau) von Cemile Sahin Kristine Bilkau, Esther Dischereit und Cemile Sahin nehmen auf der Bühne im Literarischen Colloquium zu Berlin Platz und unterhalten sich mit Jörg Plath (Deutschlandfunk Kultur) und Carsten Tesch (MDR) über ihre Romane, die von Mutter-Tochter-Konflikten, der Lebenswirklichkeit von Nachfahren jüdischer Holocaust-Überlebenden und einem Kunstraub erzählen.

MDR KULTUR Café mit Sina Martens

Eigentlich wollte die Schauspielerin Sina Martens Fußballerin werden, doch ihr Vater, ein Fußballtrainer, riet ihr ab. Doch dem Fußballspiel blieb die erfolgreiche Schauspielerin und Regisseurin treu. Zusammen mit Lena Brasch schuf sie am Berliner Ensemble die Inszenierung "Spielerfrauen", in der sie auch die Hauptrolle spielt. Wie in ihrem anderen Stück "It's Britney, Bitch!" schaut sie hinter die Kulissen eines gnadenlosen, kommerziellen Geschäfts. Mit beiden Stücken wurde Sina Martens auch international, als intensive, kreative Schauspielerin berühmt. Auch in ihren Filmrollen sucht Sina Martens starke Kontraste, die besondere Herausforderung, wie in ihrem anrührenden Porträt der Widerstandkämpferin Libertas Boysen in Andreas Dresens "In Liebe, eure Hilde". Im MDR KULTUR Café berichtet Sina Martens, die in Leipzig Schauspiel studierte, von ihren aufwändigen Recherchen, von ihrer kreativen Arbeit und einem starken politischen Gewissen.

Kurt-Wolf-Preis Verlag für Verlag "Theater der Zeit"

Der Verlag "Theater der Zeit" erhält den Kurt-Wolff-Preis 2025 Die Kurt Wolff Stiftung fördert seit der Jahrtausendwende die Verlags- und Literaturszene hierzulande. Das Kuratorium der Stiftung hat entschieden, dass der jährlich vergebene Hauptpreis der Stiftung 2025 an den Verlag "Theater der Zeit" verliehen wird. Die Preisverleihung im Rahmen der Leipziger Buchmesse ist hier Anlass, den Verlag und seine Arbeit vorzustellen. Und einen Blick auf die aktuelle Theaterlandschaft Deutschlands zu riskieren.

Astrid Böhmich, die neue Direktorin der Leipziger Buchmesse

Die Leipziger Buchmesse erhielt im vergangenen Jahr nach über 30 Jahren ein neues Gesicht. Astrid Böhmich trat die Nachfolge von Oliver Zille an, der ab 1991 Projektleiter und ab 1993 Leiter der Leipziger Buchmesse und des Lesefestes "Leipzig liest" war. In diesem Jahr findet die Buchmesse im Verbund mit der Manga-Comic-Con und Europas größtem Lesefest "Leipzig liest" vom 27. bis 30. März 2025 statt. Norwegen ist das Gastland.

MDR KULTUR Café mit Christoph Walther

Man könnte sie als "Kultkabarettisten" bezeichnen, und tatsächlich ist das Duo "Zärtlichkeiten mit Freunden" aus Riesa schon so viele Jahre am Markt, dass man sich eben die entsprechenden Anhängerschaft hat aufbauen können. Preisbehangen sind sie reichlich - im letzten Jahr noch mit dem Bundesvision Comedy Contest und nun folgt der - womöglich endgültige – Ritterschlag: Christoph Walther und Stefan Schramm bekommen 2025 den Deutschen Kleinkunstpreis zugesprochen – in der Sparte "Kleinkunst", also der Königsdisziplin. Das war eigentlich längst fällig, denn das Duo ist in seiner Art eine Ausnahmeerscheinung - seine Komik so originell, so eigen und wirklich nicht vergleichbar mit dem, was man an "Comedy" sonst kennt, dass die Begründung der Jury schon fast etwas dürr klingt, wenn es heißt: "Zärtlichkeiten mit Freuden" erhalten den deutschen Kleinkunstpreis für klugen Unsinn, Nahbarkeit und präzise Menschenkenntnis. Im MDR KULTUR Café ist Christoph Walther, der Mann am Schlagzeug.

Ältere Folgen vom MDR KULTUR Gespräch finden Sie hier in der ARD Audiothek.

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Eine Frau geht im Kunsthaus Apolda Avantgarde zwischen den Radierungen "Escalade vers la lune" (l., 1969) und "L' Exile noir" (1969) in der Ausstellung "Joan Miro - Poetische Welten".

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