Setzt man sich mit elementaren gesellschaftlichen Fragen auseinander, trifft man auf eine der wichtigsten Stimmen der deutschen Sozialforschung: Steffen Mau, Professor für Makrosoziologie am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit seinen Forschungen zur Transnationalisierung, sozialen Ungleichheit, europäischen Integration und Migration trägt Steffen Mau in Konfrontation mit gesellschaftlichen Wandlungsprozessen maßgeblich zur Debattenkultur bei. Seit 2021 gehört er zum Sachverständigenrat für Integration und Migration der Bundesregierung, schreibt preisgekrönte sozialwissenschaftliche Bestseller und wurde unter anderem mit dem hochdotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet. In seinem vielfach ausgezeichneten Sachbuch "Ungleich vereint" vertritt Mau die These, dass aufgrund der Erfahrungen in der DDR und in den Wendejahren der Osten anders bleiben wird – ökonomisch, politisch, aber auch, was Mentalität und Identität betrifft.
Mieze Katz ist die Sängerin der Band MIA, seit fast 20 Jahren eine der erfolgreichsten Pop Bands Deutschlands. Wild, anders, eigen. Im Zentrum seit jeher: Mieze Katz als charismatische Frontfrau. Mit "Dafür oder Dagegen" legt sie nun ihr erstes Soloalbum vor. Im MDR KULTUR Café erzählt Mieze Katz von ihren musikalischen Anfängen im Kinderchor, von ihrer Begeisterung für Hörbücher und warum sie zu Hause nicht singen darf. Eine Sendung von Kerstin Poppendieck, Redaktion: Gabriele Bischoff.
Eine absolute Ausnahme für einen Preis, den bisher vornehmlich Regiegrößen und avantgardistische Gruppen als Theatermacher bekommen haben. Die Schweizerin ist, seit sie 2009 die Baronin im "Weißen Band" von Michael Haneke gespielt hat, eine gefragte Charakterdarstellerin des europäischen Films. Zuletzt in der österreichischen Kapitalismus-Satire "Veni Vidi Vici" oder in "Orphea in love" von Axel Ranisch. Sie gehört seit Jahren zum Ensemble der Berliner Schaubühne.
Bei Thomas Mann denkt man zuerst an die großen Romane wie "Die Buddenbrooks", den "Zauberberg" oder "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull". Jeder Satz, jedes Wort ist kunstvoll gesetzt. Aber der Literatur-Nobelpreisträger konnte auch sehr scharf und polemisch argumentieren, wenn es gegen die Nationalsozialisten ging. MDR KULTUR-Redakteur Stefan Nölke hat einige dieser eindrucksvollen Radio-Zeugnisse aus dem Archiv herausgesucht und bespricht sie mit dem Münsteraner Literaturwissenschaftler Kai Sina, der im Vorfeld des 150. Geburtstages von Thomas Mann über dessen politisches Engagement ein empfehlenswertes Buch geschrieben hat: "Was gut ist und was böse. Thomas Mann als politischer Aktivist", Propyläen 2024.
Eine absolute Ausnahme für einen Preis, den bisher vornehmlich Regiegrößen und avantgardistische Gruppen als Theatermacher bekommen haben. Die Schweizerin ist, seit sie 2009 die Baronin im „Weißen Band“ von Michael Haneke gespielt hat, eine gefragte Charakterdarstellerin des europäischen Films. Zuletzt in der österreichischen Kapitalismus-Satire „Veni Vidi Vici“ oder in „Orphea in love“ von Axel Ranisch. Sie gehört seit Jahren zum Ensemble der Berliner Schaubühne.
Der weltbekannte Künstler präsentiert zum ersten Mal in der Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben seine Kinderzeichnungen aus den Jahren 1965 bis 1968. Es ist eine Abenteuerreise in die Kindheit, die vielleicht auch eine neue Sicht auf sein Werk eröffnet. Dabei geht es auch um ein frühes Trauma nach dem Unfalltod seiner Eltern und die Bedeutung, welche das manische Zeichnen für den Heranwachsenden eingenommen hat. Diese frühen Suchbewegungen zeigen einen Kosmos voller Fantasie und Experimentierlust, der auch in den aktuellen Arbeiten Neo Rauchs seine Spuren hinterlässt.
Bis vor kurzem stand im Leben von Anna Depenbusch die Musik im Mittelpunkt. Im Mai sollte ein neues Album der Hamburger Liedermacherin erscheinen. Doch dann die Katastrophe. Im Februar brannten ihre Wohnung und ihr Studio komplett aus. Anna Depenbusch blieb glücklicherweise unversehrt, alles Materielle in ihrem Leben aber ist weg, inklusive der Aufnahmen für das neue Album. Anna Depenbusch steht an einem Neuanfang. Woher sie die Kraft dafür nimmt und welche Rolle die Musik dabei spielt, darüber spricht sie im MDR KULTUR Café.
Was ist ein Mensch wert? Wie ermessen sich Nutzen und Kosten einer Person? Heike Geißler denkt über den Sinn der Arbeit nach, über ihre Allgegenwärtigkeit, über materielle und unsichtbare Arbeit, über Geben und Nehmen, Gewinner und Verlierer. Der Arbeit auf der Spur, beobachtet sie ihr Umfeld. Und verdichtet ihre Beobachtungen zu einem Panoptikum modernen Arbeitens, das die tiefen Gräben zwischen Überleben und Wachstum aufzeigt. Heike Geißler, Tochter einer ostdeutschen Arbeiterfamilie, zweifache Mutter und systemkritische Autorin, widmet sich der Arbeit in ihrer üblichen Manier: politisch, poetisch, radikal.
"clarinet and friends" bietet mitreißende Musik, inspirierende Workshops und die Möglichkeit selbst aktiv zu werden, egal ob Groß oder Klein, ob Profi oder Amateur. Helmut Eisel gilt als einer der vielseitigsten und interessantesten Klezmer-Klarinettisten Europas. Aus den Wurzeln von traditioneller Blasmusik, Jazz, Klezmer und Klassik hat er einen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt. Die Kommunikation zwischen den Musikern, aber auch mit dem Publikum ist ihm dabei wichtiges Anliegen.
Wie sieht das Theater der Zukunft aus? Die Frage stellt sich gerade das Theater Naumburg, das in einem Schlachthof aus der Gründerzeit ein neues Zuhause bezieht. Das kommt nicht mehr so oft vor. Architektonisch wurde der alte Schlachthof aufgepeppt; alte Hallen wurden in multifunktionale Räume und Werkstätten verwandelt; eine Galerie und ein Café und ein Theatergarten kommen dazu; alles wird verbunden durch ein helles Foyer, das neu zwischen die Hallen gebaut wurde.
Aber wie kann man diese Form künftig mit Inhalt füllen? In einer Kleinstadt mit gut 30.000 Einwohnern, die das kleinste Stadttheater Deutschlands beherbergt. Wie sehr ist es ein Kunsttempel, oder – mit Schiller – eine moralische Anstalt; wie sehr Begegnungsort in einer Gesellschaft, die zunehmend auseinanderdriftet und immer mehr Zeit in digitalen Blasen verbringt?
In ihrem Buch "Abgetaucht, radikalisiert, verloren? Die Generation 50+ im Sog der Filterblasen" beschäftigen sich Dr. Sarah Pohl und Mirjam Wiedemann mit einem vergleichsweise neuen Phänomen: Radikalisierte Boomer und Rentnerinnen. Schien es bisher ein Vorrecht der Jugend zu sein, sich gegen bestehende Verhältnisse aufzulehnen und sich zu radikalisieren, zeigt sich seit einigen Jahren eine Trendumkehr: Immer öfter suchen junge Menschen Hilfe, weil ihre Eltern Verschwörungsideologien anhängen und in Filterblasen abtauchen. Warum rüsten Rentner auf? Und wie kann mit dem neuen Phänomen der radikalisierten Senioren und Seniorinnen umgegangen werden?
Seit April 2017 leitet Yfaat Weiss das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow. Sie ist Professorin für Neuere Geschichte, insbesondere jüdische Geschichte, an der Universität Leipzig und Professorin für Jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, lebt in Leipzig, Berlin, Tel Aviv und Jerusalem. Im Frühjahr erschien im Jüdischen Verlag von Suhrkamp ihr jüngstes Buch "Verfehlte Mission. Das geteilte Jerusalem und die Vereinten Nationen". Sie untersucht zum ersten Mal auf Basis weltweit verstreuter Quellen die Geschichte des geteilten Jerusalems.
Josi spricht über Feminismus, sexualisierte, psychische und andere Gewalt gegen Frauen, stereotype Rollenbilder, gesellschaftlich akzeptierten Frauenhass und setzt sich ein für ein selbstbestimmtes Leben als Frau in einer noch immer stark vom Patriarchat geprägten Welt. Dabei dreht sie zu Hause kleine Videos, in denen sie Themen vertieft, oder auch mal andere Influencer aufs Korn nimmt. Josi erörtert ihre Themen stets mit dem gebührenden Ernst. Bei ihrem vorwiegend jungen weiblichen Publikum setzt sie damit wichtige Impulse. Sie bleibt anonym, denn neben ihren Fans erlebt sie jeden Tag auch jede Menge Anfeindungen.
Zum 80. Mal jährt sich in diesem Mai der Tag der Befreiung. Russland feiert ihn wie immer als Tag des Sieges. Seit drei Jahren wird er von Vladimir Putin zudem missbraucht, um den Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen: Wie damals gehe es heute gegen Nazis.
Die Mär vom Feldzug zur "Entnazifizierung" der Ukraine fällt auch bei manchen Deutschen auf fruchtbaren Boden. Zudem wird die Opfergeschichte der Sowjetunion überwiegend aus russischer Perspektive gelesen, die der Ukraine kommt da – wenn überhaupt – nur am Rande vor.
Zwar wüssten die Deutschen inzwischen besser über die Ukraine Bescheid, so die ukrainische Autorin Natalka Sniadanko in ihrem Leipziger Exil, doch große Wissenslücken gebe es noch immer. Worin bestehen sie? Wie wären sie am besten zu schließen? Und was für einen Beitrag könnte Kultur dabei leisten?
Die Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin Natalka Sniadanko im Gespräch mit Bernd Schekauski.
Im Jahr 1525 brennen Kirchen, Klöster und Burgen. Durch den Schwarzwald, das Allgäu, Oberschwaben, Franken bis nach Thüringen ziehen zehntausende bewaffnete Bauern, Handwerker, einfache Leute in den Kampf. Für bessere Lebensbedingungen und gegen Leibeigenschaft, Willkür und Ausbeutung durch Adel und Kirchenmacht.
Zu DDR-Zeiten kam dem Bauernkrieg und speziell dem charismatischen Bauernprediger Thomas Müntzer eine wichtige geschichtspolitische Rolle zu. Doch wie ist das heute 500 Jahre danach: Gehört der Bauernkrieg zu unserer Demokratiegeschichte? Besitzen die Forderungen der Bauern noch eine gewisse Aktualität? Und welche Antworten darauf gibt die große Landesausstellung "freiheyt 1525", die am 25. April in Mühlhausen eröffnet wurde. Darüber diskutieren die Direktorin der Mühlhäuser Museen, Susanne Kimmig-Völkner, die in Oxford lehrende Historikerin Lyndal Roper, der Mühlhäuser Stadtarchivar Helge Wittmann und der Dresdner Historiker Gerd Schwerhoff. Die Moderation hat MDR Redakteur Stefan Nölke.
Ältere Folgen vom MDR KULTUR Gespräch finden Sie hier in der ARD Audiothek.
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