Westberlin Ende der 80er: Die ehemaligen Kinderladenfreunde Bela, Jesko und Floh gründen eine Band, die sich durch die Jugendzentren der Stadt spielt. Schnell erspielen sie sich eine Fangemeinde, die Clubs werden größer, der Betreiber eines Plattenstudios nimmt sich ihrer an. Er überzeugt sie, auf Deutsch zu singen, und organisiert ein Konzert vor Plattenfirmen. Doch kurz vor dem entscheidenden Auftritt hat Sänger Floh plötzlich Angst, erschossen zu werden.
Anfang der 70er Jahre kommen Ingrid und Jens mit einem VW nach Westberlin. Sie heiraten und bekommen einen Sohn. Ingrid wird Managerin der Politrock-Bands Lokomotive Kreuzberg und Morgenrot, der kleine Floh wächst in Bandproberäumen auf. Schon im Kinderladen hat er seine erste Band, mit elf Jahren tritt er als Liedermacher im Fernsehen auf. Als er 14 ist, setzen Nazis vor einem Auftritt einen Kasten Bier auf ihn aus. Floh muss das Konzert unter Polizeischutz spielen.
In der linken Schülerszene Westberlins ist Floh bekannt wie ein bunter Hund: Schülersprecher seiner Schule, bei jeder Demo dabei; einer, den die anderen bewundern. Doch was Floh bei seinem politischen Engagement von Anfang an begleitet, ist die Angst vor Nazis und das Misstrauen gegen staatliche Stellen. Eine Angst, die mit der Zeit immer größer wird. Doch was davon ist real – und was Phantasie?
Nachdem Floh aus Berlin abgehauen ist, verlieren seine Freunde den Kontakt zu ihm. Während seine Band-Kollegen Bela und Jesko in anderen Bands weitermachen, beginnt für Floh der Weg in den langen, dunklen Tunnel einer psychischen Krankheit. Jahre nach seinem Weggang treffen ihn einige seiner alten Freunde durch Zufall noch mal in Berlin – es sind Begegnungen, die sie verstören. Bis Floh schließlich unter ungeklärten Umständen aus einem Fenster stürzt.
Disclaimer: In dieser letzten Folge geht es um das Thema Suizid. Wenn Sie dieses Thema belastet, kann es sein, dass die Folge nichts für Sie ist. Wenn Sie selbst Gedanken haben, die um das Thema kreisen oder akute psychische Probleme, lassen Sie sich bitte helfen und sprechen Sie darüber. Anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar ist die Telefonseelsorge. Unter 0 800 / 111 0 111, aber auch per E-Mail und im Chat.
Meinholds Podcast ist ein autobiografisch geprägtes Stück der West-Berliner Geschichte. Denn so sehr Floh in seinem Podcast wie der aufkommende Star seiner Generation erscheinen mag und zu seiner Zeit sicherlich auch eine eindrucksvolle Erscheinung war – das machen die Erinnerungen seiner Weggefährten, Freunde, Mitmusiker und Verwandten deutlich – so schnell verschwand er wieder aus der kollektiven Erinnerung der Stadt. Er verschwand nachhaltig, weil er so wenig hinterließ, weil er vor dem Durchbruch ausbrannte. Hätte sich Meinhold nicht erinnert, hätten Floh, seine strahlende Jugend und sein tragischer Niedergang, für Menschen jenseits seines direkten Umfelds von einst, nie existiert.
Philip Meinhold erzählt die Geschichte seines Jugendfreundes Floh Roth, einer Band, deren Songs in den Kanon der deutschen Popgeschichte hätten eingehen können und einer psychischen Erkrankung, die lange Zeit niemand wahrnehmen wollte. Dabei gibt er spannende Einblicke in das Leben in Westberlin der 80er und 90er Jahre. Ein Stück Zeitgeschichte mit überraschenden Wendungen.
RBB | 2022 | 4 Folgen á 30-45 Min.
Ein Podcast von Philip Meinhold
Mit: Philip Meinhold, Jesko Stahl, Bela Brauckmann u.v.a.
Redaktion: Diana Rappowitsch
Eine Produktion von RadioEins für den RBB, Rundfunk Berlin-Brandenburg
Bildrechte: rbb/Thomas Grube/privat