Das muss ihm erst mal einer nachmachen: Innerhalb von gerade mal zwei Wochen beendet Mozart 1788 erst seine g-Moll und dann seine C-Dur-Sinfonie, genannt "Jupiter". Das Werk sprengt gleich mehrfach den Rahmen, ob durch seinen majestätischen Duktus, die Dramatik oder die gewaltige Schlussfuge.
Mit dem Komponistenkollektiv "Groupe des Six" mischte sie in den 1920er Jahren das französische Musikleben auf, doch ihre Meisterwerke schrieb sie ganz allein. Mit ihrem ersten Klavierkonzert fand Tailleferre 1924 zu ihrem neoklassizistischen Stil.
Mendelssohn schrieb mit seiner Vierten fast ein klingendes Tagebuch seiner Italienreise. Kein Kurztrip, sondern Dank Papas Geldbeutel eine monatelange Bildungsreise - samt Abstecher zu Goethe nach Weimar, der sich ebenfalls sinfonisch auswirkt.
Nur ein einziger Mann darf mitspielen in Purcells Oper. Über 300 Jahre alt ist sie eine höchst moderne psychologische Studie über die schrittweise Verzweiflung einer Frau. Man muss kein Experte für antike Mythen sein, um davon ergriffen zu werden.
Schumanns "Carnaval" hat mit Straßenkarneval ungefähr so wenig zu tun wie Guido Cantz mit Heinrich Böll. Gespickt mit Anspielungen, Parodien und Zitaten eignet er sich bestens als literarisch-intellektuelles Alternativprogramm zum Schunkel-Terror.
Grieg schreibt seine einzige Cellosonate 1883 in einer schwierigen Lebensphase: Probenstress im Orchester, die Ehe in der Krise und die Kritiker nörgeln, ihm falle nichts mehr ein. Das hört man dem Werk mit seinen effektvollen Kontrasten nicht an.
Wenn Beethoven etwas Wichtiges zu sagen hatte, wählte er gern die Tonart c-Moll: ob bei Fünfter, Pathétique oder eben beim 3. Klavierkonzert. Mit dem sinfonischen Werk ebnet der 30jährige Komponist der Gattung den Weg vom Salon in den Konzertsaal.
Die Sonate in B-Dur D 960 zählt zu den großen Wundern der Klavierliteratur: Tief melancholisch und voller verstörender Momente ist sie eine Herausforderung für Interpreten. Schubert beendet sie nur zwei Monate vor seinem Tod und geht darin neue Wege.
Wo heutzutage Touristen in Sandalen durch den Markusdom latschen, schrieb er mit seinen mehrstimmigen Canzonen Musikgeschichte: Giovanni Gabrieli. Seine Sacrae Symphonie bildeten den Soundtrack für Venedigs kirchliche und politische Events.
Tschaikowskys längste Sinfonie hat zwar keine offizielle Nummer, aber dafür ein Programm: Lord Byrons Epos Manfred. In den sexuellen Verstrickungen des Helden sah Tschaikowsky Parallelen zu seinem Privatleben. Das komplexe Meisterwerk besticht durch seine farbige Orchestrierung.
Als Elgar seine erste Sinfonie schreibt, ist er schon 50 Jahre alt und gilt als bedeutendster lebender britischer Komponist mit Professur und Adelstitel. Dirigenten aus ganz Europa feiern das Meisterwerk der Spätromantik. Dabei kommt der Komponist ursprünglich aus einfachen Verhältnissen.
Walzerkönig Johann Strauss komponierte 1866 nicht weniger als Wiens heimliche Nationalhymne - natürlich im Dreivierteltakt. "Alles, was über das Thema Wien Schmeichelhaftes gesagt werden kann", meinte ein Kritiker über das Stück, mit dem Strauss auch in den USA Triumphe feierte. (Autor: Dominik Mercks)
Händels Messiah ist den Briten das, was den Deutschen Bachs Weihnachtsoratorium ist. Kein Wunder. Immerhin enthält das mitreißende Werk über die Lebensgeschichte Jesus das berühmteste aller Hallelujahs. Und für den Komponisten persönlich markierte das Oratorium das Comeback nach einem Schlaganfall. (Autor: Christoph Vratz)
Bachs berühmtes Orgelwerk ist eines der großen Rätsel der Musikgeschichte: Entstehungszeit? Unklar. War wirklich Bach der Autor? Wohl kaum. Überhaupt ein Werk für Orgel? Auch nicht sicher. Fest steht nur: die Toccata ist ebenso originell wie populär, was ihr schon im 19. Jahrhundert den Spitznamen "die Epidemische" einbrachte... (Autor: Martin Zingsheim)
Von wegen Freude schöner Götterfunken – in finanzieller Hinsicht ist die Uraufführung der Neunten ein Desaster. Beethoven ist am Boden zerstört. Dabei sprengt er mit seinem Opus 125 die Grenzen der klassischen Sinfonik. (Autor: Michael Lohse)
1783 stand in Wien der Orient hoch im Kurs. Man feierte den Sieg über die Türken vor 100 Jahren. Auch Mozart ließ sich zu seinem "türkischen Marsch" inspirieren, der eigentlich das Finale einer seiner originellsten Klaviersonaten ist. (Autor: Christoph Vratz)
Das berauschende Thema seiner "Moldau" konnte Smetana selbst nie hören, denn da war er schon taub. In musikalischen Bildern beschreibt der Komponist den Lauf von Tschechiens längstem Fluss und schafft es damit in seiner Heimat zum Nationalhelden. (Autor: Philipp Quiring und Michael Lohse)
Mit seinem musikalischen Streifzug durch die Jahreszeiten landete Antonio Vivaldi nicht nur gleich reihenweise Hits, sondern inspirierte mit "Le quattro stagioni" auch gleich noch die Pizzabäcker. Da mochte Igor Stravinsky noch so viel lästern über den angeblichen Fließbandkomponisten, der Charme und die Originalität seiner barocken Violinkonzerte sprechen für sich. (Autor: Dominik Mercks)
Ravel träumt davon, sein neues Klavierkonzert auf einer Welttournee selbst zu spielen. Verbissen übt er Etüden. Doch schließlich muss er feststellen: Sein Konzert ist zu schwer für ihn. Die Pariser Uraufführung 1932 wird trotzdem der Auftakt zu einem Welterfolg. (Autor: Michael Lohse)
Ein Streichquartett über eine Novelle von Tolstoi, der sich wiederum auf eine Violinsonate von Beethoven bezieht. Janáčeks "Kreutzersonate" ist 1923 ein Höhepunkt des musikalischen Expressionismus. (Autor: Michael Lohse)
Mahlers Fünfte ist mehr als ein sentimentaler Soundtrack zu Viscontis Film. Der Komponist schafft in seiner monumentalen Sinfonie eine eigene Welt mit den Mitteln des Orchesters. Trauermarsch, grotesker Humor und Harfenklänge inklusive. (Autor: Christoph Vratz)
Brahms erstes Klavierkonzert ist eine schwere Geburt: Beethovens Schatten macht dem jungen Komponisten zu schaffen. Und Vorschusslorbeeren von Robert Schumann machen die Sache auch nicht einfacher. (Autor: Ben Süverkrüp)
Liszt schreibt seine revolutionäre Klaviersonate 1853 in Weimar, nachdem er sein wildes Tourneeleben beendet hat. Das komplexe einsätzige Werk genießt bei Pianisten Kultstatus, auch wenn es bei Zeitgenossen zunächst für Kopfschütteln sorgte. (Autor: Michael Lohse)
1967 in Borken geboren, nach nur einem Jahr in den hohen Norden verschleppt, wuchs er in Kiel auf. Nach dem Zivildienst in Rendsburg studierte er an der Bremer "Hochschule für Künste" Musikerziehung mit Hauptfach Klavier und ging anschließend für ein kulturjournalistisches Aufbaustudium nach Hannover.
Seine journalistische Laufbahn begann er als freier Mitarbeiter beim Klassiksender von Radio Bremen. 1995 volontierte er beim WDR in Köln und arbeitet dort seitdem als Redakteur. Er ist Autor zahlreicher Features zu Musik- und Unterhaltungsthemen, moderiert die WDR5-Sendung "Liederlounge" und gelegentlich "Satire Deluxe".
2010 erhielt er den Felix-Rexhausen-Preis. Michael Lohse ist Stipendiat der Heinz-Kühn-Stiftung und der Internationalen Journalistenprogramme. 2017 und 2019 vertrat er Korrespondenten im ARD-Studio Kairo.
Michael Lohse mag Humor und klassische Musik. Beides kombiniert er in der Reihe "Meisterstücke", die er in WDR 3 präsentiert.
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