Omer Klein hat einen weiten Blick auf die Dinge. Geboren in Israel, ausgebildet in den USA, mittlerweile in Deutschland zu Hause, sammelt er von klein auf Inspiration aus allen Künsten: Literatur, Kunst und vor allem Poesie. Seine Fundstücke webt er ein in den Sound seiner vielfach ausgezeichneten Ensembles, bei denen orientalische Klangfarben auf modernen Jazz treffen. Fanny Opitz hat ihn in seiner Wahlheimat Frankfurt getroffen.
Im Jahr 1965 ließ Steve Reich zwei Tonbänder mit minimal unterschiedlicher Geschwindigkeit gleichzeitig laufen und entdeckte so das Prinzip des "Phase Shiftings", das zum Grundprinzip seiner Musik wurde. Mit einfachsten Mitteln erzielte er zuweilen faszinierende Effekte rhythmischer Verschiebung. Weil seine Musik zur Tonalität zurückkehrte, sah man Steve Reich anfangs skeptisch, heute gilt er als Klassiker.
"Alte Musik", den Begriff mag der Sänger, Dirigent und Musikforscher René Jacobs ohnehin nicht, klingt ihm zu abgelegt, zu wenig aktuell. Für ihn muss Musik immer lebendig sein, ihre Historie sinnlich erfahrbar. Bei ihm jedenfalls klingt sie so, und dafür werden seine Interpretationen auch gerühmt, als eine Symbiose aus wissenschaftlich fundiert und emphatischem Musizieren.
Schon als Kind bereist der gebürtige Wiener Lukas Sternath als Sängerknabe die Welt. Später studiert er Klavier bei Igor Levit und sorgt dann für Aufsehen beim ARD-Musikwettbewerb in München 2022. Neben dem 1. Preis werden ihm noch 7 Sonderpreise zugesprochen. Seit der Saison 2024/25 ist er zudem ECHO Rising Star. Seinen Erfolg verdankt er aber nicht nur seinem überdurchschnittlichen Talent, sondern auch seinem enormen Fleiß. Täglich übt er bis zu acht Stunden Klavier. Sein Traum? Ein Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall. Denn die kennt er bereits von seinen Auftritten als Sängerknabe.
Wann Renaud Capuçon wohl Zeit zum Schlafen findet? Er ist nicht nur einer der gefragtesten Geiger unserer Zeit, sondern leitet darüber hinaus mehrere Musikfestivals, ist Pädagoge, dirigiert, schreibt Bücher und vertritt sein Heimatland Frankreich bei wichtigen Staatsanlässen, zusammen mit seiner Guarnieri- Violine. Der satte, volle Klang, den Capuçon ihr entlockt, kann übermütig jubeln, tief romantisch weinen und ist dann wieder voll strahlender Brillanz.
Schauspiel oder Musik? Lucile Boulanger kann beides und arbeitete eine Zeitlang in beiden Bereichen. Letztlich entscheidet sie sich für die Gambe und profitiert auf der Konzertbühne von der Bühnenpräsenz der Schauspielerin. Ihre Gambe spielt sie mit immenser Ausstrahlung, Virtuosität, Sinnlichkeit, Kraft und Eleganz. Längst zählt Lucile Boulanger zu den Stars der Alten Musik, und erweitert ihr Repertoire heute bis hinein ins 21. Jahrhundert.
Weltweit gefragt ist der Tenor Christoph Prégardien, als Liedinterpret, Opern- und Oratoriensänger und auch als Dirigent. Vor allem Franz Schubert steht für ihn an zentraler Stelle: er singt ihn klangschön, mit geschliffener Diktion und intensiver Darstellung. Was ihn an Schuberts Liedern - ebenso wie an denen anderer Komponisten - vor allem interessiert, ist die Psychologie, die innere Entwicklung der Charaktere.
Für die isländisch-schottische Sopranistin Hannah Morrison bedeutet auf der Bühne zu stehen "Erschließendes Glück in der Seele". Mit den Spitzen-Ensembles der Alten Musik tourt sie durch die Welt, mit einem Repertoire von Monteverdi bis zum französischen Lied und Liedern ihrer Herkunft, in der Stimme flexibel und wandelhaft. Sie spricht vier Sprachen und hat - immer neugierig auf die Begegnung mit Mensch und Musik - das Unterrichten für sich entdeckt.
Wenn Jakub Hrůša die Bühne betritt, sieht er glücklich aus. Im Konzert lässt der preisgekrönte Dirigent Lieblingsstücke wie die Moldau frei fließen, mit ewig jungem Schwung. Auch dichte Passagen bei Brahms klingen federnd leicht und klar, Mahler ungemein charakteristisch. Mit den Bamberger Symphonikern arbeitet der gebürtige Tscheche seit Jahren in tiefer Verbindung zur Musik und zu den Menschen.
Mit mehr als 50.000 verkauften Tonträgern ist das Quadriga Concort eines der erfolgreichsten österreichischen Ensembles überhaupt. Kein Wunder, denn mit ihrer Mischung aus Alter Musik, Folk und Pop hat sich die Gruppe rund um Cembalist, Arrangeur und Komponist Nikolaus Newerkla nicht nur einen Namen gemacht, sondern auch einen unverwechselbaren Sound geschaffen.
Der Komponist Wladimir Tarnopolski floh aus Russland unmittelbar nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine. Dabei ist er Dreh- und Angelpunkt der zeitgenössischen Musik in Moskau: Professor am Konservatorium, Festivalleiter und unermüdlicher Brückenbauer zwischen Russland und dem westlichen Europa. Jetzt schreibt der 1955 in der Ukraine geborene Tarnopolski aus dem deutschen Exil gegen die Gewalt und das Unrecht in seiner Heimat an.
Seit fast 20 Jahren ist das Boulanger Trio jetzt schon zusammen, und gilt als eines der erfolgreichsten Klaviertrios unserer Zeit. Ebenso wie ihre Namensgeberinnen, die Boulanger-Schwestern stehen auch die drei Musikerinnen für Durchsetzungskraft, Leidenschaft und eine große Liebe zur Musik. Hochemotional und technisch brillant ihre Interpretationen, klug konzipiert und originell ihre Programme und ihre zahlreichen Alben.
Im Internet ist sie die berühmteste Organistin der Welt: Die Britin Anna Lapwood teilt ihre Konzerte, Proben und nächtlichen Übesessions mittlerweile auf Instagram und TikTok mit über 800.000 Menschen. Manche nennen sie deshalb schon "Taylor Swift der klassischen Musik". Tatsächlich ist sie ein Sprachrohr, eine Motivatorin für junge Frauen in der klassischen Musik, die sich in ein monströses Instrument verliebt haben. Und sie widmet sich der populären und Filmmusik mit derselben Hingabe wie Bach, Vierne und Reger.
Jazz, Klassik, Folklore, Rock und Metal - es gibt kaum ein Genre das der armenische Pianist Tigran Hamasyan nicht streift. Er ist nicht nur ein Klaviervirtuose, sondern setzt sich als Komponist für die Sichtbarkeit seiner Nation ein, deren kulturelles Erbe heute bedroht ist. Mit Fanny Opitz spricht er über seine Lehrjahre in den USA, und darüber, was es für ihn bedeutet, wieder ganz bewusst in seine Heimat Armenien zurückzukehren.
Beinahe wäre Kirill Gerstein Jazz-Pianist geworden, aber dann entscheidet er sich als Jugendlicher doch für die Klassik. Aber wenn man ihn hört, sein agiles, perlendes, transparentes Spiel, scheint der Jazz ihn allerdings nie verlassen zu haben. Gerstein wird weltweit als Solist gefeiert, passt aber nicht in den typischen Star-Reigen. Alles bei ihm ist individuell, nichts von der Stange, auch nicht sein vielseitiges, tief durchdachtes Repertoire.
Alle älteren Folgen von Zur Person sind auch hier in der Audiothek zu finden.
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Eine Produktion von SWR2, Südwestrundfunk