Die Barockgeigerin Nadja Zwiener nennt sich eine "stolze Thüringerin", lebt in Leipzig und fand erst durch ihr Studium in London ihre musikalische Bestimmung: die Alte Musik. Seit 2007 ist sie Konzertmeisterin des "English Concert", wirkt in mehreren deutschen Ensembles mit und erarbeitet sich mit Begeisterung Soloprojekte. Außerdem befasst sie sich als transnationale Musikreisende mit Fragen der CO2-Bilanz und der Nachhaltigkeit.
Der junge isländische Tenor Benedikt Kristjánsson ist Künstler und Überraschungskünstler in einem. Schon seine Herkunft spricht für sich: Er wächst auf in einem 15-Seelen-Dorf an der isländischen Nordküste, und ist heute international ein hochgeschätzter Sänger. Mit seinem lyrischen Tenor und seiner klaren Diktion ist er ein gefragter Bach-Evangelist. Er sucht aber auch gern das Experiment, wie 2022 mit Schuberts "Winterreise" in 24 Stunden Dauerschleife.
Das Aris Quartett besticht vor allem mit seiner großen Leidenschaftlichkeit und einer bedingungslose Emotionalität, technische Brillanz, die ist fast schon selbstverständlich. Zwei junge Musikerinnen und Musiker, die es schaffen ihre Energie und ihre Entdeckerfreude hörbar zu machen, und ihr Publikum dabei mitzureißen. Gegründet hat sich das Aris Quartett 2009 und spielt seitdem in unveränderter Formation, Beständigkeit gepaart mit Lust auf Neues.
Sara Glojnarić ist eine der interessantesten Komponistinnen der jüngeren Generation. Ihre energiegeladene Musik ist oft atemberaubend virtuos, feministische Themen und ihre Identität als queere Frau spiegeln sich da genauso wider, wie Popmusik oder die Macht der Sozialen Medien. Seit ihrem Studium in Stuttgart lebt die 32-Jährige in Deutschland und erhält in diesem Jahr einen der Förderpreise der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung.
Sänger ist der österreichische Bariton Georg Nigl schon fast sein ganzes Leben lang, als Kind noch als Sopransolist bei den Wiener Sängerknaben. 2015 wurde er von der Zeitschrift Opernwelt zum "Sänger des Jahres" gewählt. Sein Repertoire reicht vom Barock über die Wiener Klassik bis zu Neuester Musik, in Oper und Lied. Wichtig ist für ihn dabei immer auch der Text, den lotet er aus in seiner ganzen Tiefgründigkeit, auf der Bühne mit enormer Darstellungskraft.
Avi Avital ist DER international gefeierte Star auf der Mandoline. Kaum einer hat ihre zarten Zupf-Klänge so leidenschaftlich in die Konzertsäle gebracht wie der Israeli mit Wahlheimat Berlin. Schubladen braucht der kreative Künstler nicht - er liebt es, in verschiedenen Genres zu wildern, spielt Bach und Vivaldi ebenso virtuos wie Klezmer, Tango oder Jazz. Genau der richtige "artist in residence" beim Bodenseefestival 2023 mit dem Motto "Über Grenzen".
Die Iranerin Aftab Darvishi erzählt in ihrer Musik von einem Leben zwischen den Kontinenten, zwischen Afrika und Europa, zwischen dem Iran und den Niederlanden, wo sie Komposition studiert hat. "Meine Musik ist nicht nur persische Musik", sagt die 1987 geborene Darvishi, "sie ist viel mehr als das: Sie ist eine Annäherung an das Sein."
Die amerikanische Opernregisseurin Lydia Steier ist gefragt für ihre intelligenten, erzählerischen und bildstarken Inszenierungen. Dabei ist die modisch gewordene Dekonstruktion von Opern nicht ihre Sache, denn als ausgebildete Sängerin geht sie von der Musik aus. Entstanden sind so preisgekrönte Produktionen des Musiktheaters vom Barock bis in unsere Gegenwart. Zuletzt am Baden-Badener Festspielhaus "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss.
Die norwegische Dirigentin und Chorleiterin Grete Pedersen stand nach mehreren Spielen in der Fußballnationalmannschaft ihres Heimatlandes am Scheideweg. Dann entschied sie sich gegen den Ball. Was ein Glück für die Musikwelt! Aus dieser Entscheidung entwachsen ist ein besonderer Klang: "The Norwegian Soloists‘ Choir", seit 1990 Pedersens Haus- und Hofensemble, scheint aus einer anderen Welt zu kommen, kräftig, fein intoniert, und international gefragt.
Matthias Foremny schätzt als Dirigent eindeutige Gestik und unmissverständliche Zeichengebung, dann könne man auch auf viele Erklärungen verzichten. Das gibt der Professor an der Musikhochschule in Leipzig seinen Studenten mit auf den Weg, das setzt er selbst als langjähriger Chefdirigent u.a. des Stuttgarter Kammerorchesters und der Oper Leipzig um. Foremny ist Dirigent mit Leib und Seele.
Der lettische Komponist Pēteris Vasks glaubt daran, der Seele mit Musik Nahrung geben zu können. In seinen Werken verbindet er die Klangsprachen der westeuropäischen Musik mit den archaischen Traditionen seiner osteuropäischen Heimat. Fern aller Oberflächenaufgeregtheit erschafft Vasks eine tiefe, mystische Ausdruckskunst, die uns im Innersten treffen kann.
Stargeiger David Garrett gilt als einer der erfolgreichsten Crossover-Musiker unserer Zeit, und füllt mit seiner Mischung aus Klassik, Rock und Pop riesige Hallen. Geboren in Aachen macht er zuerst Karriere als viel bestauntes geigendes Wunderkind, und studiert dann grundsolide an der New Yorker Juilliard School bei Itzhak Perlman. Danach startet er dann sein eigenes, sehr erfolgreiches Karriere-Konzept mit gigantischen Bühnenshows vor spektakulärer Kulisse.
Das Hagen Quartett gilt als eines der weltbesten Streichquartette, und gibt seine Erfahrungen auch gerne an die nächste Generation weiter. Vergangenes Jahr feierte das Hagen Quartett sein 40-jähriges Bestehen, drei Geschwistern - zzgl. Geiger Rainer Schmidt - sind noch heute dabei. Besonders gerne lassen sie hoch expressive Quartettliteratur des 20. Jahrhunderts direkt auf Mozart und Beethoven prallen, um zu zeigen, wie nah die Epochen sich eigentlich sind.
Der schwedische Klarinettist Martin Fröst ist berühmt für seinen samtigen und klaren Ton. Aber in seinen Konzerten gibt es noch mehr zu erleben als "nur" Musik: Martin Fröst tanzt auf der Bühne, er spricht, er singt und dirigiert. Seine kreativen Experimente führen über die Grenzen des traditionellen Musikbetriebs hinaus zu unerwarteten Erlebnissen. Alles ist möglich auf der Suche nach immer neuen magischen Momenten.
Schon zu Lebzeiten war Enrico Caruso eine Legende. Auf den großen Bühnen der Welt ersang er die höchsten Gagen seiner Zeit. Die Nachwelt verwob die Daten und Fakten seines Lebens mit bizarren und rührseligen Legenden, bis hin zu Kitsch und Kult.
Licht spielt auf Island eine große Rolle. Das spiegelt sich auch im Spiel des isländischen Pianisten Víkingur Ólafsson. Er scheint es in allen Nuancen einzufangen: kristallklar und dennoch weich der Anschlag, hell das Timbre, das sich zugleich melancholisch verdunkeln kann. Ólafssons Alben spannen Rameau und Debussy ebenso zusammen wie isländische und ungarische Folklore, sie denken Bach neu und lassen Philip Glass irisieren.
David Chesky gehört zu den Größen der US-amerikanischen Jazzszene, als Pianist, Arrangeur, Komponist und Produzent. Berühmt ist er für seinen Erfindungsreichtum, seine Dynamik, und seine individuelle, höchst kreative Mischung aus Jazz, Klassik und Ethno-Folk. In seinem "Urban Orchestral"- Kompositionsstil arbeitet er mit den Straßengeräuschen von New York und beschäftigt sich außerdem mit hochauflösenden Aufnahmetechniken.
Iiro Rantala gilt als der gefragteste finnische Jazzer in seiner Heimat, als Pianist, Komponist, Arrangeur, Moderator zwischen den musikalischen Welten, von Mozart bis zur Gegenwart. Mit Virtuosität, Witz und Spielfreude gewinnt er sogar eingefleischte Klassikliebhaber für den Jazz, früher eher mit wildem Überschwang, heute vor allem mit der Kraft von Melodie, Harmonie und tiefer Emotion.
Pablo Heras-Casado hat Kunstgeschichte studiert, Schauspielunterricht genommen, in vielen Chören gesungen, immer mit dem Ziel "ein besserer Künstler zu werden". Heute steht der spanische Dirigent vor den großen Orchestern der Zeit. Stilistisch ist er offen, von Renaissance, über Barock bis jetzt zur "Neuen Romantik", Schumanns Sinfonien zusammen mit den Münchner Philharmonikern, alles mit Frische und Feuer.
Friederike Heumann hat eine sinnliche Beziehung zum Holz, für sie klingt es, schwingt, riecht gut und gibt ihr und ihrer Gambe eine Stimme. Ihr künstlerisches Schaffen prägt vor allem jenes "Weiter-Auf-Der-Suche-Bleiben". So etwa mit dem Projekt "Nostalgia", einer berührenden Verbindung aus arabischer Klangkultur und Alter Musik.
Die Mezzosopranistin Okka von der Damerau, aufgewachsen bei Hamburg, ist ein echtes Nordlicht: ostfriesischer Vorname, westpreußischer Adelstitel als Nachname. Dennoch lebt sie gerne in München. Elf Jahre lang war sie Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper. Seit 2021 pendelt sie weltweit zwischen den großen Opernhäusern und feilt "so lange an Tönen, bis diese in einem bewussten Verhältnis zu den Worten ihrer Rolle stehen".
Als Andreas Reize vor zwei Jahren neuer Thomaskantor in Leipzig wurde, war das eine Sensation: Ein Schweizer, ein Katholik als 18. Nachfolger Johann Sebastian Bachs, noch dazu ein Experte historischer Aufführungspraxis, der in seiner Freizeit Triathlon betreibt. Seither bringt Reize frischen Wind in die traditionsreichen Hallen, so wie beim diesjährigen Bachfest mit einer ebenso rasanten wie tiefgründigen Matthäuspassion.
Die Gambistin Simone Eckert liebt historische Gamben, Theorben und Gitarren und bestückt damit ihr Ensemble Hamburger Ratsmusik. Einen zarten silbrigen Klang hat das Ensemble, mit leisen Tönen schmeichelt, singt und seufzt es zwischen Lebenslust und Todesangst. Für Simone Eckert öffnen diese Farben das Tor zu einer anderen Welt: 500 Jahre alt ist die Tradition der Ratsmusik, von ihr und ihrem Ensemble wieder erweckt zu neuem Leben.
SWR | seit 2019 | immer sonntags
Eine Produktion von SWR2, Südwestrundfunk
Weitere Inhalte in der ARD Mediathek und der ARD Audiothek entdecken.