Franz Kafka: Serie zum 100. Todestag

Serie zum 100. Todestag

Kafka: Leben und Werk

Kafkas Schriften sind seltsam und dunkel, seine Persönlichkeit ist kompliziert, sein Einfluss unvermindert. Doch ohne seinen besten Freund hätte die Welt nie von ihm erfahren. Das Drehbuch stammt von Daniel Kehlmann mit Co-Autor David Schalko.

Franz Kafka (Joel Basman), geboren 1883 in Prag, ist ein komplizierter Mann: Mit den Frauen hat er es nicht leicht, ins Büro geht er ungern, und sein tyrannischer Vater Hermann (Nicholas Ofczarek) macht ihm das Leben schwer. Seine Leidenschaft ist das Schreiben – Nacht für Nacht arbeitet er an seinen dunklen Geschichten. Franz’ bester Freund, der Autor Max Brod (David Kross), glaubt fest an Kafkas Genie und tut alles, um ihn als Schriftsteller bekannt zu machen – auch gegen dessen Willen. Das Genie Kafkas wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

Max

Max Brod (David Kross) ist ein anerkannter Schriftsteller, voller Energie und Ideen. Aber sein größtes Projekt ist es, seinen Freund Franz Kafka (Joel Basman) berühmt zu machen. Mit aller Macht versucht Brod, seinem schwierigen Freund zu helfen, der seinem treuesten Förderer nie künstlerische Anerkennung oder Unterstützung zurückgibt. Brod ist ein manischer Womanizer, immer in mehrere Affären verwickelt. Er ist eine warmherzige Person und das Energie- und Kraftzentrum der Geschichte. Leider ist er kein guter Schriftsteller – eine Tatsache, derer sich Kafka durchaus bewusst ist.

Felice

Felice Bauer (Lia von Blarer) ist Max Brods (David Kross) Cousine, die Kafka (Joel Basman) nur oberflächlich kennenlernt, aber dann wochen-, monate- und jahrelang mit Briefen überhäuft. Ohne sich wirklich zu kennen, verloben sie sich. Kurz flackert in der Verlobung die Möglichkeit einer Emanzipation vom Vater auf, von Kafka in „Das Urteil“ verewigt. Und obwohl die Ehe für Kafka ein Idealbild bleibt, kann er sich doch nicht zu ihr durchringen. Die Beziehung ist lang, kompliziert und quälend; die Verlobung wird abgebrochen, erneuert, nur um wieder beendet zu werden.

Familie

Zeitlebens arbeitet sich Franz Kafka an seinem Vater Hermann (Nicholas Ofczarek) ab, einem despotischen und herrschsüchtigen Mann, an den sein Sohn einen gnadenlosen Anklagebrief von mehr als 100 Seiten schreibt, den er letztendlich nie abschickt. Die Konfrontation zwischen dem Vater und Kafkas Freund Yitzhak Löwy (Konstantin Frank), einem Schauspieler einer traditionellen jiddischen Theatertruppe, veranlasst Kafka, "Die Verwandlung" zu schreiben – die Geschichte eines Mannes, der sich in ein Insekt verwandelt. Wohl das einflussreichste literarische Werk des 20. Jahrhunderts.

Bureau

Kafka gewinnt als Versicherungsanwalt fast jeden Gerichtsfall und wird von seinen Vorgesetzten hochgeschätzt – eine Ehre, die er nicht erwidert. Für ihn ist der eher komfortable Arbeitsplatz eine Hölle. Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkriegs gehen seine Vorgesetzten so weit, Kafkas Leben zu retten, indem sie ihn offiziell als unverzichtbar erklären und so vor einer Einberufung bewahren. Für Kafkas albtraumhafte Angst vor einer übermächtigen bürokratischen Kraft, die seine Werke durchzieht, scheint es daher in seinem eigenen Beschäftigungsverhältnis wenig Anlass zu geben.

Milena

Kafkas Beziehung zu der Schriftstellerin Milena Jesenská (Liv Lisa Fries) ist kurz, aber intensiv. Sie erkennt sein Genie auf eine Weise wie bisher nur Max Brod. Während eines langen Nachmittags in den Wiener Wäldern durchleben sie alle Phasen einer leidenschaftlichen Liebesaffäre – zärtliche Annäherung, gegenseitiges Erkennen, Lust, Angst, das Zurückweichen vor praktischen Hindernissen, Streit – bis sie sich schließlich trennen.

Dora

Kafka ist bereits schwer an Tuberkulose erkrankt und macht Urlaub im Kurort Spindlermühle im Riesengebirge, der sich in seiner Vorstellung in das dunkle und mythische Dorf seines letzten und berühmtesten Romans "Das Schloss" verwandelt. Doch er trifft auch seine letzte große Liebe, Dora Diamant (Tamara Romera Ginés). Nachdem er schließlich dem verhassten Büro entkommen ist, leben die beiden einige Monate in Berlin und verbringen seine letzten Tage gemeinsam in einem Sanatorium außerhalb Wiens.

"Kafka" – die Serie von Kehlmann und Schalko

Wer war Franz Kafka? Ein herausragender Schriftsteller, Wegbereiter der literarischen Moderne, das sagt der Kanon. Wie aber steht es um den Menschen Franz Kafka? Wie hat der Schöpfer einiger der ikonischsten Texte des 20. Jahrhunderts gesprochen, gefühlt, geliebt? Unterstützt von Fachberater Reiner Stach hat Bestsellerautor Daniel Kehlmann gemeinsam mit seinem Freund und Regisseur David Schalko eine ambitioniert erzählte sechsteilige Serie entworfen, die von den drei großen Lieben Kafkas und dem schwierigen Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater handelt und von seiner engen Freundschaft zu Max Brod, der seinen letzten Willen verriet und ihm so den Weltruhm sicherte.

"Mit purer, reduzierter, schnörkelloser Sprache entwarf Franz Kafka mehrdeutige Parabeln, düster, komisch, beklemmend zugleich. Kein anderer deutschsprachiger Schriftsteller des 20. Jahrhunderts hat weltweit so viel Aufmerksamkeit gefunden, kein anderer steht mit seinem Namen und dem Begriff 'kafkaesk' auch in zahlreichen anderen Sprachen als Synonym für Verhältnisse, die als absurd, rätselhaft und mysteriös wahrgenommen werden", sagt Christian Granderath, Leiter der Abteilung Film, Familie & Serie NDR.

Credits

NDR | 2024 | 7 Folgen
Regie: David Schalko
Drehbuch: Daniel Kehlmann, Co-Autor: David Schalko
Gemeinsames Projekt aller ARD-Landesrundfunkanstalten mit dem ORF produziert von Superfilm Filmproduktions

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Ein junger Mann liegt lesend auf einem Sofa. Young man relaxing on sofa with book.

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