Machtmissbrauch im Theater und in der Filmbranche

Doku

Machtmissbrauch im Theater und der Filmbranche

Beleidigungen, Demütigungen, Gewalt, sexuelle Übergriffe – die Welt hinter Kamera und Kulissen kann für viele Theater- und Filmschaffende ein Albtraum sein. Herrscht bei manchen Film- und Theater-Produktionen ein regelrechtes Klima der Angst? In ihrer dreijährigen Recherche haben die Autorinnen dieser Dokumentation mit mehr als 200 Film- und Theaterschaffenden über die Probleme in ihrer Branche gesprochen.

Gegen das Schweigen – Machtmissbrauch bei Theater und Film

Einige Regisseure, aber auch bekannte Schauspieler missbrauchen offenbar ihre Macht und behandeln ihre Mitmenschen am Set oder auf der Bühne mutmaßlich mit Verachtung oder sogar missbräuchlich. Einzelfälle sind seit Jahren bekannt, auch unter #metoo. Aber sind es wirklich Einzelfälle? Oder können sich Regisseure und Schauspielende alles erlauben, weil das System es so ermöglicht? Wie viel Verantwortung tragen die mutmaßlichen Täter oder Täterinnen für Machtmissbrauch und wie viel Verantwortung liegt auch bei Geldgebern, Produktionsfirmen, Sendern, aber auch beim Publikum?

Erniedrigung, körperliche Angriffe: Alltag in der Film- und Theaterbranche?

Manuel Bräuer ist Schauspieler. Er beschreibt die Arbeit mit dem österreichischen Regisseur und Schauspieler Paulus Manker: "Es ist wirklich fast jede einzelne Regieanweisung gebrüllt. Es wird Leuten ins Gesicht gebrüllt, immer mit Beleidigungen dabei: Stell dich dahin, du Arschloch! Verstehst du das nicht? Du bist wieder zu dumm, um das richtig zu machen."

Doch es geht nicht nur um verbale Angriffe. Einige Darstellende berichten auch von körperlichen Übergriffen. "Er schaut mich wütend an und kommt mit hochrotem Kopf auf mich zu. Er kommt auf mich zu vor allen Leuten, holt mit der Faust aus und – volle Kanne aufs Ohr", berichtet Nikolaus Firmkranz. "Ich hab dann die Szene abgebrochen, hab heulend meinen besten Freund angerufen. Ich habe nicht geheult, weil es jetzt so sonderlich weh getan hat, sondern weil es einfach extrem erniedrigend war."

Über die Enfants Terribles der Schauspielszene

Drei Jahre lang haben die NDR-Reporterinnen Zita Zengerling und Kira Gantner zu Machtmissbrauch bei Theater und Film recherchiert. Sie haben sich gefragt, warum gerade diese Branche immer wieder Skandale produziert. Dafür haben sie mit mehr als 200 Menschen gesprochen. Bei einigen Fällen haben sich die Autorinnen entschieden, die Namen der mutmaßlichen Täter zu nennen.

Die Dokumentation zeigt mehrere neu recherchierte Beispielfälle aus der Theater- und Filmbranche und führt all diese Berichte zusammen zu einem grundlegenden Befund über die Branche. Es geht um ein System, das zu oft Täter und Täterinnen schützt, dadurch Machtmissbrauch ermöglicht und so immer wieder neue Skandale hervorbringt. Am Ende des Films steht die Frage, wie viel Verantwortung die Täter oder Täterinnen für den Machtmissbrauch tragen und wie viel Verantwortung bei Geldgebern, Produktionsfirmen, Sendern und dem Publikum liegt.

Credits

NDR | 2024 | 60 Min.
Ein Film von Kira Gantner und Zita Zengerling
Produktionsleitung: Yvonne Gagern, Anja Reingold-Kutsche
Redaktion: Lutz Ackermann, Christian von Brockhausen
Eine Produktion des NDR, Norddeutscher Rundfunk

Logo NDR (Bild: NDR)
EIn Mann steht auf einer Bühne und greift sich an den Kopf. Er trägt eine Krone.

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