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Stadt. Klima. Positiv: Eine Reise in die Zukunft des Bauens

Doku-Serie

Eine Reise in die Zukunft des Bauens

Die Baubranche ist der größte Umweltverschmutzer der Welt. Sie verursacht global 40 Prozent des CO2-Ausstoßes und 60 Prozent des Mülls. Angesichts des Klimawandels muss sich daran dringend etwas ändern. Doch mehr Nachhaltigkeit muss nicht immer gleich Verzicht bedeuten. Jede Veränderung kann auch Chancen bieten, für mehr architektonische Schönheit, mehr soziales Miteinander und mehr Lebensqualität. Die Filmreihe ist eine Entdeckungsreise in die Zukunft des Bauens. Sie sucht innovative Ideen und Lösungen.

Stadt. Klima. Positiv (1/4): Was machen die Dänen anders?

Kopenhagen gilt als El Dorado zeitgenössischer Architektur und nachhaltiger Stadtentwicklung. Zugleich landet die dänische Hauptstadt regelmäßig unter den Top 3 der lebenswertesten Städte der Welt. Sie gilt nicht zuletzt als Vorbild für umweltfreundliche Stadtentwicklung.

Dänemark fördert Nachhaltigkeit, die Spaß macht

Architekten wie Bjarke Ingels propagieren das Prinzip „hedonistischer Nachhaltigkeit“, wonach ökologische Lösungen gleichzeitig Freude bereiten sollten. Projekte wie „Islands Brygge“, ein Freibad im ehemaligen Industriehafen, demonstrieren, wie nachhaltige Ideen angenommen und langfristig erhalten werden, wenn sie das Leben der Menschen bereichern.

Gebäudebau durch Kreislaufwirtschaft

Auch der Umbau des Stadtviertels Nordhavn steht für die dänische Herangehensweise: Bestehende Strukturen werden möglichst erhalten und neue Quartiere entstehen mit starkem Bezug zur umgebenden Natur. Anders Lendager treibt die Kreislaufwirtschaft voran, indem er Abfallmaterialien für neue Gebäude nutzt, wie in den „Upcycle Studios“.

Radverkehr statt Auto

Die Initiative „Reduction Roadmap“ will die Emissionen der Bauindustrie drastisch senken. Sie liefert konkrete Vorgaben und Handlungsanleitungen für nachhaltiges Bauen. Die Hälfte der Parkplätze in der Altstadt wurde abgeschafft, um mehr Raum für Menschen zu schaffen. Fahrradfahren ist die bevorzugte Fortbewegungsart.

Klimaschutz ermöglicht hohe Lebensqualität

Dänemark verbindet Klimaschutz mit hoher Lebensqualität. Nachhaltigkeit wird nicht als Verzicht, sondern als Gewinn betrachtet. Darin besteht der entscheidende Unterschied bei der dänischen Stadtplanung im Vergleich zu der von anderen Ländern.

Stadt. Klima. Positiv (2/4): Norwegen, Schweden und Finnland

Norwegen, Schweden und Finnland haben viele Dinge gemeinsam: Lange Küsten, viele Wälder und eine ausgeprägte soziale Tradition. Wie geht man hier mit dem steigenden Meeresspiegel und der Notwendigkeit, Emissionen einzusparen, um? Alle drei Länder setzen auf eine nachhaltige Transformation bei Stadtentwicklung und Klimaschutz.

Nachwachsende Energiequellen und autofreies Wohnen in Norwegen

Im Jahr 2024 lag der Anteil erneuerbarer Energien, die Norwegenzur Nettostromgewinnen nutzt, bei 99 Prozent. Das Land setzt vor allem auf Wasserkraft und plant bis 2030 klimaneutral zu sein. In Oslo wird autofreies Wohnen gefördert, und Projekte wie "FutureBuilt" demonstrieren nachhaltige Architektur mit umweltfreundlichen Materialien und energieeffizienten Konzepten. Das "Vertikal Nydalen" zeigt, wie Gebäude durch natürliche Belüftung und Erdwärme ohne konventionelle Klimatisierung auskommen können.

Stockholm Wood City – ein Stadtviertel aus Holz

Schweden, mit doppelt so viel Wald wie Norwegen, setzt ebenfalls auf Holzbau. Das Hochhaus "Sara" in Skellefteå beherbergt ein Kulturzentrum, das nach der Schriftstellerin Sara Lidman benannt wurde, und ist ein Beispiel für innovative Architektur mit dem nachwachsenden Rohstoff. In der Hauptstadt plant man mit "Stockholm Wood City" das nach eigenen Angaben weltweit größte Stadtviertel ganz aus Holz, mit nachhaltigen Büros und Wohnungen.

Finnische Architektur, die Sozialverhalten stärkt und CO2 speichert

Auch Finnland integriert Nachhaltigkeit in den Alltag. Die Architektur der Zentralbibliothek Oodi in Helsinki wird geliebt. Das stärkt den Ort als öffentlichen Treffpunkt und fördert so soziales Verhalten. Das Architekturbüro ALA setzt verstärkt auf Holz als CO2-speicherndes Baumaterial. Projekte wie die Sauna "Löyly" oder das Museumsprojekt "Amos Rex" verbinden Architektur mit Sinneserlebnissen und Kultur. Alle drei Länder demonstrieren, wie nachhaltige Architektur und gelungene Stadtentwicklung zu mehr Lebensqualität und Klimaschutz beitragen können.

Stadt. Klima. Positiv (3/4): Österreich und Deutschland

Österreich setzt auf nachhaltigen Städtebau, insbesondere in Wien. Die Seestadt Aspern entsteht auf einem ehemaligen Flughafengelände und soll bis Mitte der 2030er-Jahre fertig sein. Ziel ist eine „15-Minuten-Stadt“, in der 25.000 Menschen wohnen und alles Wesentliche in kurzer Distanz erreichen. Nachhaltige Mobilität steht im Fokus: 80 Prozent der Wege sollen zu Fuß, per Fahrrad oder ÖPNV zurückgelegt werden.

Wien, die 15-Minuten-Stadt, mit Hilfe von sozialem Wohnungsbau

Nachhaltiges Bauen beginnt bei den Materialien. Der Aushub wurde vor Ort wiederverwendet, alte Startbahnen wurden zu neuen Straßen verarbeitet, und ein Betonwerk wurde direkt auf dem Areal errichtet, um Transportemissionen zu minimieren. Neubauten setzen auf Energieeffizienz, nachhaltige Baustoffe und flexible Wohnstrukturen. In Wien gibt es zudem seit mehr als 100 Jahren ein einzigartiges Konzept für den öffentlich geförderten Wohnbau. Sechzig Prozent der Wienerinnen und Wiener profitieren davon. Das System fördert innovative Architektur und sorgt für bezahlbare Lebensqualität und soziale Stabilität.

Bestandserhaltung in Deutschland

In Deutschland mit seinen 85 Millionen Einwohnern könnte man einen echten Schatz für mehr Nachhaltigkeit heben – wenn es gelingt, vorhandene Gebäude zu transformieren, anstatt neu zu bauen. In Berlin setzt das Architekturbüro Ensømble auf Bestandserhaltung. Ein Parkhaus wurde zu einem Bürogebäude umfunktioniert, wobei ausschließlich alte Bauteile genutzt wurden. Die Kreislaufwirtschaft revolutioniert den Bausektor. Dafür wurde ein „Urban-Mining-Index“ entwickelt, der aufzeigt, wie bereits verbaute Rohstoffe wiederverwendet werden können.

Stadt. Klima. Positiv (4/4): Spanien und Frankreich

In Barcelona leben rund 1,7 Millionen Menschen. Die spanische Küstenstadt kämpft schon lange mit den Emissionen durch zu viel Verkehr. Angesichts des Klimawandels muss alles nachhaltiger werden.

Barcelonas Superblock – Freiflächen statt Durchgangsverkehr

Eine Lösung liefert das Superblock-Modell von Salvador Rueda, Biologe und ehemaliger Direktor der Urban Ecology Agency of Barcelona: Ganze Areale werden für den Durchgangsverkehr gesperrt und den Anwohnern als Freiflächen zurückgegeben. Anfangs gab es Proteste, doch mittlerweile ist die Akzeptanz angesichts wachsender Lebensqualität groß. Das Konzept optimiert die Stadtplanung durch das Prinzip orthogonaler Netze. Dadurch werden sowohl der Autoverkehr als auch der öffentliche Nahverkehr effizienter und Fuß- und Radverkehr gefördert.

Paris – Von der Emissionsschleuder zum grünen Herzen

Auch Paris kämpft mit Verkehrsemissionen. Die französische Hauptstadt ist die am dichtesten besiedelte Millionenstadt Europas, hat aber noch ein spezielles Problem: viel zu wenig Grünfläche pro Anwohner. Bürgermeisterin Anne Hidalgo setzt auf nachhaltige Stadtplanung. Die Verwandlung der Georges-Pompidou-Schnellstraße im Zentrum in eine Flaniermeile war der Auftakt. Weitere Maßnahmen umfassen Tempo 30 für Autos und den Ausbau des Radverkehrs. Zudem sollen 300 Hektar neue Grünflächen und 120.000 Bäume Paris an den Klimawandel anpassen. Über den historischen Zinkdächern der Stadt sollen Plattformen mit Pflanzen zur Kühlung entstehen. Die Gebäude drohen sich ansonsten bis zur Unbewohnbarkeit aufzuheizen. Mutige Entscheidungen und smarte Ideen bieten in beiden Städten Chancen, für mehr nachhaltige Lebensqualität, wie die Dokumentation präsentiert.

Credits

SR, ARTE | 2025 | 4 Folgen
Idee, Regie & Produktion: Mic Thiemann
Buch: Mic Thiemann, Caroline Stiebler
Kamera: Holger Uhl, Mic Thiemann, Christian Szramek
Produktionsleitung: Bernhard Hauke
Redaktionelle Mitarbeit: Hendrik Warnke
Redaktion: Natalie Weber (SR), Caroline Mutz (arte)
Eine Produktion der qatsi.tv GmbH & Co. KG im Auftrag des Saarländischen Rundfunk in Zusammenarbeit mit ARTE
Bilder: Arte

Logo arte (Bild: arte)
Logo SR (Bild: SR)
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