Beethovenfest Bonn: Klassik mit Zukunft? · Podiumsdiskussion

Beethovenfest Bonn · DW · ARD Kultur

Podiumsdiskussion: Klassik mit Zukunft?!

Die Klassikbranche hat es nicht leicht: Ihr eilt ein elitär-verstaubter Ruf voraus. Gleichzeitig altert ihr Stammpublikum – und ein neues wächst nicht nach. Studien zeigen: Wer nicht gerade mit klassischer Musik aufgewachsen ist, der findet später nur schwer einen Zugang.

Wie kann ein neues Publikum für die klassische Musik begeistert werden? Eine Diskussion über starre Rituale und neue Formate mit Steven Walter, Intendant des Beethovenfestes Bonn, dem Pianisten Kai Schumacher, der Sopranistin Anna-Lena Elbert sowie Charlotte Seither, Komponistin und Mitglied des Präsidiums des Musikrates, Christoph Drescher, Leiter der Thüringer Bachwochen und Oliver Glasenapp von der Deutschen Welle, Hauptabteilung Kultur und Dokumentationen. Es moderierte die Journalistin Meike Krüger.

Podiumsdiskussion: "Klassik mit Zukunft!?"

Hören Sie hier die Diskussion vom 17. September 2023 aus dem Pantheon Theater Bonn.

Wo steht die Klassik heute in der Gesellschaft?

Geht der Klassik das Publikum aus?

Wie wird Klassik gefördert?

Statements von der Bühne

Ein Mann sitzt auf einer Bühen und spricht in eine Mikrofon.

Steven Walter (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

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Wir müssen so eine Art Robin Hood-Mentalität als Institution entwickeln, um anderen Menschen zu Gute zukommen lassen, was wir hier glücklicherweise an Förderung bekommen, damit es auch an Akzeptanz dauerhaft gewinnt. Sich öffnen gegenüber allen Genres, ist sehr wichtig. «

Steven Walter, Intendant des Beethovenfest Bonn

Eine Frau sitzt auf einer Bühne und spricht in ein Mikrofon.

Dr. Charlotte Seither (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

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Es muss alles geben, wenn wir über Vielfalt sprechen, dann muss es auch das klassische Konzert weitergeben können, wie es das gibt. Aber das reicht nicht. Das klassische Konzert kann nicht alle Antworten geben. Wir brauchen eine riesige Breite aller möglichen Dinge.  «

Dr. Charlotte Seither, Komponistin, Mitglied des Präsidiums des Musikrats/GEMA Aufsichtsrat

Ein Mann sitzt auf einer Bühne und blickt lächelnd in eine Diskussionsrunde.

Christoph Drescher (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

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Wir müssen unser Produkt (klassische Konzerte) nicht immer klein reden und denken, es ist aus der Zeit gefallen und leider ist es vorbei. Sondern wir müssen die Anreize schärfen und da geht es um Vermarktung, da geht es um Orte und darum den Zugang zu erleichtern. Wir müssen mit der Zeit gehen und Angebote machen, die ein Publikum finden. Wir müssen akzeptieren, dass es nicht um l’art pour l’art gehen kann, weil es unser großes Erbe ist. Wir müssen etwas tun, damit es gehört wird. «

Christoph Drescher, Leiter der Thüringer Bachwochen

Eine Frau sitzt auf einer Bühne und spricht in ein Mikrofon.

Anna-Lena Elbert (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

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Man sollte früh in der Musikvermittlung ansetzen. Schon Kinder reinholen und Formate machen wie mittendrin-Formate, wo Leute auf Sitzsäcken zwischen dem Orchester sitzen. Und sowohl die menschliche Seite der Musiker den Leuten näherbringen, als auch die Hürde möglichst früh und möglichst niedrig gestalten. «

Anna-Lena Elbert, Sopranistin

Ein Mann sitzt auf einer Bühen und spricht in eine Mikrofon.

Kai Schumacher (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

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Musik war nicht dafür da, primär zur damaligen Zeit die Leute intellektuell zu stimulieren, sondern war es Entertainment. Klassik hat nichts mit qualitativer Abstufung zu tun gegenüber Popkultur, sondern ist einfach eine zeitliche Einordnung. Ich glaube, das ist dass, was viele Leute nicht verstehen, dass Klassik nicht per se qualitativ besser ist als Popkultur oder zeitgenössische Musik. Das ist eines der Hauptprobleme, was viele klassische Veranstalter und Musiker haben – diese scharfe Trennlinie. «

Kai Schumacher, Pianist

Ein Mann sitzt auf einer Bühne und spricht in eine Mikrofon.

Oliver Glasenapp (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

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Klassische Musik kommt nicht aus dem Musiksaal. Streichkonzerte gab es bei Gartenkonzerten, um die Leute zu unterhalten, weil es noch keine DJs gab. Klassische Musik hat den Ursprung, Leute zu unterhalten und nicht zum Nachdenken anzuregen. «

Oliver Glasenapp, Deutsche Welle (Hauptabteilung Kultur und Dokumentationen)

Eine Gruppe von Menschen steht auf einer Bühne und blickt in die Kamera.

Kai Schumacher, Anna-Lena Elbert, Christoph Drescher, Meike Krüger, Steven Walter, Dr. Charlotte Seither und Oliver Glasenapp (v.l.n.r.) (Bild: DW / Bjoern Kietzmann)

Tiny House Concert – Ein Gemeinschaftsprojekt

Dabei ist die Klassik nicht nur großartig, sondern auch lebensnah! Doch wie kann das überzeugend vermittelt werden? Die Deutsche Welle, ARD Kultur und das Beethovenfest Bonn haben gemeinsam ein neues Klassikformat entwickelt: In der Videoreihe »Tiny House Concert« treffen junge, bekannte Akteurinnen und Akteure der Klassikszene auf auf Steven Walter, Intendant des Beethovenfests, und auf die Moderatorin und Musikerin Coco Elane und reden über die Musik, die sie lieben – und zwar so, dass es jede und jeder verstehen kann.

Vorhang auf im Tiny House!

Pianistin Danae Dörken und die Moderatoren Steven Walter und Coco Elane
Video

TINY HOUSE CONCERT: Grosse Klassik auf kleinstem Raum!

Schluss mit dem elitären Drumherum, Zeit für Musik! Steven Walter und Coco Elane holen die Klassik runter vom Sockel, hinein ins Tiny House. Dort treffen sie Klassik-Stars: zum Reden, Kochen – und Jammen!

Die Mission: für Klassik begeistern

Das Projekt ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Wie kann aber generell ein neues Publikum für die klassische Musik begeistert werden? Was kann die Klassikwelt tun, um neue Besucher zu gewinnen? Das diskutieren Expertinnen und Experten aus der Welt der Klassik, mit Konzertveranstaltern, Medienvertretern und Musikschaffenden beim Beethovenfest in Bonn am 17.9.2023. Während der Diskussion werden Ausschnitte aus den ersten fünf Folgen »Tiny House Concert« präsentiert.

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