1961: Eine junge Brasilianerin tanzt in Stuttgart bei John Cranko vor. Für den damaligen Generalintendanten war klar: "Die wird es nicht". Für John Cranko: "Die oder keine". Er drohte mit sofortiger Kündigung, falls die 24-jährige Tänzerin aus Rio nicht umgehend engagiert würde – als Erste Solistin seiner Kompanie. Mit Marcia Haydée begann "das Ballett-Wunder von Stuttgart". Zehn Jahre später zählte Crankos Tanz-Ensemble zu den besten der Welt und Marcia Haydée wurde eine der besten Tänzerinnen des Jahrhunderts.
Ihr männlicher Gegenpart, engster Freund und lange Jahre auch Lebensgefährte war Richard Cragun, der andere Superstar des Stuttgarter Balletts. Sie blieben ein Paar auf der Bühne, auch als er sich nach 16 Jahren zu seiner Homosexualität bekannt und Marcia damit in eine tiefe Krise gestürzt hatte.
Kaum eine andere Primaballerina des 20. Jahrhunderts hat so gegensätzliche Hauptrollen wie sie getanzt. Sie brachte die Menschen zum Weinen und als Clown zum Lachen. Bis heute ist der Ballettsaal ihr Zuhause. Noch als über 80-Jährige war sie bis Dezember 2020 die Prinzipalin am Teatro Municipal de Santiago de Chile, dem eigentlichen Nationalballett des Landes. Aber Stuttgart "im Schwabenland" war und bleibt ihr Zuhause.
Der Dokumentarfilm von SWR Autor Harold Woetzel ist eine Würdigung des Lebens dieser Brasilianerin in Stuttgart, die von bedeutenden Ballettkritiker:innen als "die Primadonna assoluta" des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde.
SWR | 2017 | 44 Min.
Buch und Regie: Harold Woetzel
Sprecherin: Birgit Klaus
Produktionsassistenz: Gudrun Friedrich
Produktionsleitung: Heinz-Jürgen Hilgemann
Redaktion: Harald Letfuß
Redaktionsassistenz: Katja Trautwein
Produktion: Joachim A. Lang
Eine Produktion des SWR, Südwestrundfunk.